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Gedenkfeierlichkeiten im Kloster Tserkarmo 2018

Veranstaltung zu Ehren des Gründers der Drikung Kagyü Linie, Kyobpa Jigten Sumgön

Eingebettet in die herrlichen Berge Ladakhs im nordwestindischen Himalaya zelebrierte das buddhistische Kloster Tserkarmo vom 23. bis 28. Juli 2018 eine große, sechstägige Gedenkfeier. Bei diesem tibetisch-buddhistischen Fest wurde an den Übergang von Kyobpa Jigten Sumgön (1143 bis 1217), dem Gründer der Drikung Kagyü Linie, ins Mahaparinirvana gedacht.

Während im Oktober 2017 eine großangelegte Gedenkveranstaltung in der indischen Stadt Dehra Dun an den 800. Jahrestag des Eingangs ins Mahaparinirvana erinnert hat, sollte die Feier ein Jahr später in Tserkarmo ein Zeichen für die Zukunft sein. Es ist Tradition, dass die letzte der 800-Jahrfeiern und die erste der 900-Jahrfeiern direkt in zwei aufeinanderfolgenden Jahren begangen werden. Dabei soll allen nicht nur bewusstwerden, dass die Linie nicht nur seit 801 Jahren existiert und eine glorreiche Vergangenheit vorzuweisen hat, sondern auch, dass sie wachsen, sich auf der ganzen Welt ausbreiten und bis ans Ende dieses Zeitalters bestehen bleiben soll. Es gibt heutzutage Drikung Kagyü Anhänger und Zentren in mehr als 80 Ländern auf der ganzen Welt, wobei jedes Jahr neue Zentren eingerichtet werden. So nahmen insgesamt 10.000 Teilnehmer aus mehr als 30 Ländern während der sechs Tage des Festivals in Tserkarmo teil.

Das Kloster Tserkarmo am Ende des Tals

Es war kein Zufall, dass die Veranstaltung im Kloster Tserkarmo in Ladakh stattfand. Die Linie der Drikung Kagyü hat in Ladakh eine lange Geschichte, die bis ins elfte Jahrhundert zurückreicht. Ihren Grundstein legte der große Übersetzer Lotsava Rinchen Zangpo (958 bis 1055), als er fünf Tempel am Ort des heutigen Klosters Lamayuru baute. Es ist heute das älteste in Ladakh existierende Kloster der Drikung Kagyü Linie.

Höhle oberhalb des Klosters

Neuer ist das Kloster Tserkarmo (zu Deutsch: Weißdorn), das ein Zweig des Klosters Lamayuru ist. Das Kloster Tserkarmo durchläuft gerade seine dritte Phase. Die heilige Stätte Tserkarmo ist über 700 Jahre alt. Ursprünglich war der Ort durch eine Klausurhöhle gekennzeichnet, in der große Meister meditierten und die kraftvollen tantrischen Meditationen der Drikung Kagyü Linie praktizierten. Vor etwa 200 Jahren wurde unter einem heiligen Wacholderbaum ein Klostergebäude errichtet. Mittlerweile hat Tserkarmo seine dritte „Inkarnation“ als strahlendes Kloster erreicht, das nicht nur einen Tempel, einen Stupa und ein Mönchsquartier beherbergt, sondern auch ein Meditationszentrum, das der Öffentlichkeit zugänglich ist. Wie Lama Samten, einer der Hauptorganisatoren der Gedenkfeier und einer der Mönche, die am Bau dieses Klosters gearbeitet haben, erklärte: „Das Kloster Tserkarmo ist kein typisches Kloster, in dem Mönche leben und sterben. Das Kloster ist für alle Menschen aller Glaubensrichtungen gedacht. Jeder, der sich für die Ausübung von Spiritualität interessiert, der einen ruhigen Ort zum Nachdenken, Meditieren und Alleinsein sucht, ist herzlich eingeladen, hier in Tserkarmo zu verweilen.“ Das neue Kloster Tserkarmo wurde 2011 offiziell eingeweiht, aber erst mit dem Gedenkfest im Juli 2018 wurde das Projekt des Klosterbaus letztlich abgeschlossen.

S.H. Drikung Kyabgön Chetsang

Seine Heiligkeit Drikung Kyabgön Chetsang, der 37. Thronhalter der Drikung Kagyü Linie, leitete die Feierlichkeiten und gab während der sechs Tage des Festivals Unterweisungen und Ermächtigungen. Am letzten und wichtigsten Tag der Veranstaltung, während die tiefgründige tantrische Ermächtigung der Gottheit Ushnishavijaya (tib. Namgyalma) erteilt wurde, übergab Seine Heiligkeit die heilige Robe, die Kyobpa Jigten Sumgön vor über 800 Jahren trug, an das Tserkarmo-Kloster. Das Gewand des Liniengründers wurde aus dem Drikung Thil Kloster in Tibet geborgen, das von Jigten Sumgön errichtet wurde und der Hauptsitz der Drikung Kagyü Linie ist. Als Seine Heiligkeit das Gewand von Jigten Sumgön trug und sich so Vergangenheit und Gegenwart vereinten, war dies ein außergewöhnlicher Segen für Ladakh und besonders für die Drikung Kagyü Linie.

Lama Samten und Lama Tashi als neue Äbte von Tserkarmo

Außerdem wurden von Seiner Heiligkeit, an diesem glückverheißenden Tag Lama Konchok Samten und Lama Tashi, die beide dem Kloster zugehörig sind, als Äbte inthronisiert.

Nubpa Rinpoche beim Segnen der TeilnehmerInnen

Während der gesamten sechs Tage der Feierlichkeiten gaben neben Seiner Heiligkeit auch viele andere Meister wie z.B. Drubwang Nubpa Rinpoche dem anwesenden Publikum Unterweisungen, mündliche Übertragungen und tantrische Ermächtigungen. Zu den Anwesenden gehörten über 20 Rinpoches, mehr als 500 ordinierte Mönche und Nonnen, etwa 200 Besucher aus der ganzen Welt und Tausende von Einheimischen. Die Unterweisungen wurden in tibetischer Sprache gehalten, in Ladakhi übersetzt und in Englisch, Russisch, Deutsch, Italienisch und Vietnamesisch per Funk übermittelt. Essen und Tee wurde allen Teilnehmern während der gesamten sechs Tage bereitgestellt – eine Leistung, die ohne die Hilfe von Tausenden von Einheimischen, die ihre Zeit und Energie zur Verfügung stellten, um dieses Fest zu einem Erfolg zu machen, nicht möglich gewesen wäre. Mindestens eine Person aus jeder Familie aus den nahegelegenen Dörfern meldete sich freiwillig.

Traditionelle ladakhische Tänze

Weiterer Veranstaltungspunkt war ein Programm, bei dem die Dorfbewohner Aufführungen der alten ladakhischen Kultur zeigten. Am 27. Juli wurden das jährliche Tserkarmo-Klosterfest und das Parinirvana des Meisters Gampopa, eines weiteren großen Kagyü-Meisters aus dem zwölften Jahrhundert, mit heiligen tantrischen Maskentänzen gefeiert, die von Mönchen aufgeführt wurden.

Lichterprozession

Darüber hinaus fand am Abend des 27. Juli, der auch ein Vollmondtag war, eine Prozession bei Kerzenlicht statt, um an die Opfer des Wolkenbruchs und der Sturzflut in Ladakh am 6. August 2010 zu erinnern. Die Prozession begann im alten Palast, dem Sitz des alten Königreichs Ladakh in Tingmosgang, und endete im Kloster Tserkarmo. Dabei wurde das Mantra von Avalokiteshvara (tib. Chenresig), dem Bodhisattva des Mitgefühls, gesungen: Om Mani Padme Hung.

Maskentänze

Insgesamt war das Gedenken an Kyobpa Jigten Sumgön ein riesiger Erfolg. Die Veranstaltung würdigte seine Errungenschaften zu Lebzeiten ebenso wie die der Drikung Kagyü Linie in den vergangenen mehr als 800 Jahren. Ebenso war es auch eine Feier der Verbreitung der Lehren des Buddha von Tibet zurück nach Indien und jetzt in die ganze Welt. Laut Lama Samten war die erfolgreiche Durchführung der Veranstaltung auf den Segen Seiner Heiligkeit Drikung Kyabgön Chetsang zurückzuführen. Bei der Organisation der Veranstaltung wünschte er sich, dass der Buddhadharma in der modernen Zeit weiter praktiziert wird und dass die jüngere Generation die Lehren soweit wie möglich praktiziert. Darüber hinaus hofft Lama Samten, dass die sechstägige Feier dazu beigetragen hat, ein Umfeld für globalen Frieden, Harmonie und Stabilität zu schaffen, in dem sich Bodhicitta, die Essenz von Liebe und Mitgefühl, entwickeln kann. Er heißt jeden willkommen, die Räumlichkeiten des Klosters Tserkarmo für diese Zwecke zu nutzen (weitere Informationen unter tserkarmo.org).

Er dankte nicht nur jedem Einzelnen, der bei der Gedenkfeier, sondern auch beim erfolgreichen Bau des Klosters Tserkarmo in den letzten acht Jahren mitgeholfen hat. Mit der Unterstützung der lokalen und globalen Gemeinschaft hofft er, dass das Kloster zu einem Ort wird, der dieser und den kommenden Generationen Nutzen bringt.

Im Sommer 2019 ist es wieder möglich, Ladakh zu besuchen und diese wunderschöne buddhistische Kultur und atemberaubende Landschaft zu entdecken. Wir würden uns sehr freuen, Sie diesen Sommer in Ladakh begrüßen zu dürfen. Reiseankündigung