lamayuru

Die Umgebung schaffen, um die Essenz der buddhistischen Lehre verwirklichen zu können

Eine kurze Darstellung der Entwicklung und der Pläne der Klöster und Retreat-Plätze in Ladakh, Almora, Pithoragarh und Dehra Dun

Auf meiner letzten Reise nach Indien vor gut zweieinhalb Jahren hatte ich nicht die Möglichkeit, die verschiedenen Klöster und Retreat-Plätze der Drikung Linie in Indien zu besuchen, da die Vorbereitungen der Europatournee der Drikung-Nonnen und die Einweihung der Lotus-Stupa in Lumbini die Reisezeit voll ausfüllten. So war ich also voller Freude, einige Lehrer und Bekannte nach gut vier Jahren wiederzusehen und gespannt, die Entwicklungen in den Drikung-Klöstern und Retreat-Orten mit eigenen Augen zu sehen.

Ladakh, das Land der Pässe und Klöster

Zunächst führte die Reise ins hochgelegene Ladakh, in dem es eine Vielzahl von Buddhisten gibt, die sich mit der Drikung-Linie verbunden fühlen. Von den drei großen Drikung-Klöstern konnte ich zusammen mit zwei Bekannten aus Deutschland die Klöster in Lamayuru und Phiyang besuchen.

Neue und alte Bauten in LamayuruIn Lamayuru waren deutlich die neuen Gebäude zu sehen, die bei meinem letzten Besuch noch im Bau waren. Sie dienen u.a. dazu, das riesige Thangka zeigen zu können, das an der Fassade einmal im Jahr herabgelassen wird. Zudem umschließen sie einen Platz, auf dem die Maskentänze und andere Zeremonien abgehalten werden können. An einer Seite befinden sich zwei fest installierte Thröne für die beiden Oberhäupter der Drikung-Linie, über denen sich eine Abbildung des Gründers der Linie, Kyobpa Jigten Sumgön, befindet. Derzeit befindet sich ein weiteres Gebäude im Bau, das S.H., dem Dalai bei seinem Besuch im nächsten Jahr als Unterkunft dienen soll.

Ich hatte den Eindruck, dass es für die Zukunft sicher nützlich wäre, mehr Aufmerksamkeit auf die Erhaltung und Renovierung der alten Klostergebäude, Stupas usw. zu richten, da deren Zustand im Laufe der Jahre und möglicherweise durch die ungewöhnlich hohen Niederschlagsmengen der letzten Jahre gelitten haben.

Oberhalb des Klosters befindet sich das Meditation Center, in dem unter der Anleitung von Drubpön Sönam Jorphel Rinpoche einige Yogis das traditionelle Drei-Jahres-Retreat absolvieren.

Im Oktober ist in Ladakh schon Nebensaison und zudem sind die Mönche damit beschäftigt, in den Familien des jeweiligen Dorfes bestimmte Zeremonien und Gebete durchzuführen. So trafen wir im Kloster Phiyang auch zunächst nur einen Mönch an, der uns die verschiedenen Meditationsräume zeigte. An einer neuen Auffahrt wurde gebaut, da insbesondere der starke Regen des Sommers in Phiyang seine Spuren hinterlassen hat. Die Außenwände des Klosters waren frisch gestrichen, aber es ist uns unverständlich, warum man die Natursteinwege beim Streichen der Wände mit roter und weißer Farbe nicht abdeckt, da sie durch das Streichen stark verschmutzt werden.

Wir hatten Glück, dass sich Lama Kontschog von Leh aus auf den Weg machte, um uns zu begrüßen. Nach ein paar Tassen Tee gingen wir zu einem neuen Gebäude nahe des Klosters, das in einem kleinem Waldstück liegt, was für ladakhische Verhältnisse außergewöhnlich ist. Das Gebäude soll dazu dienen, S.H. Drikung Kyabgön Chetsang Rinpoche und andere Gäste zu beherbergen, die das Kloster besuchen.

An der Straße nach Phiyang liegt ein weiteres Gelände, auf dem ein Schild darauf hinweist, dass dort der Bau eines Drikung Institutes geplant ist, um den Ordinierten in Ladakh die Möglichkeit des tieferen Studiums der buddhistischen Philosophie zu ermöglichen. Allerdings ist dies wohl ein Projekt, das noch längere Zeit braucht, bis es verwirklicht wird.

So wie wir gehört haben, wird im nächsten Jahr das erste Drikung Nonnenkloster Ladakhs in Bodhkarbu fertiggestellt. Dies ist sehr begrüßenswert, da es dann für Mädchen und Frauen aus Ladakh die Möglichkeit gibt, vor Ort als Nonnen in einem Drikung-Kloster zu leben.

Auch in anderen Klöstern waren Bauaktivitäten zu sehen, die sicher auf eine Unterstützung aus Ländern im Westen und aus asiatischen Länder zurückzuführen sind. Es ist zu hoffen, dass die besseren Bedingungen für die Mönche auch einen guten Einfluss auf die Ausbildung, das Studium und die Praxis haben.

Das Retreat-Zentrum in Almora

In den Ausläufern des Himalaya liegt auf ca. 2000 m der Ort Almora, der schon zu Zeiten der britischen Kolonialherrschaft in Indien aufgrund seines Klimas und der schönen Aussicht sehr beliebt war. Seit ca. fünf Jahren betreut Drubpön Champa Rigzin die Praktizierenden der Drei-Jahres-Retreats und kümmert sich um den Erhalt und Ausbau des großen Meditationsraums und der Unterkünfte. In Rundbrief 3/2003 und 2/2006 haben wir über die Geschichte des Platzes, die aktuellen Aktivitäten und Pläne berichtet.

Auf die Darstellung der Pläne zum Bau einer Umzäunung des Geländes und neuer Retreat-Zimmer vor ca. einem Jahr ist gut die Hälfte der veranschlagten Gelder durch Spenden zusammengekommen. Darüber haben sich Drubpön Champa und auch wir uns sehr gefreut. Somit konnte der Bau in einer etwas reduzierten Form begonnen werden.

Neue Retreat-Räume in AlmoraFür den Transport der Baumaterialen wurde ein Jeep mit Ladefläche erworben, der nach den Bauaktivitäten zum Transport von Lebensmitteln und Materialien für die Praktizierenden genutzt werden kann.

Mittlerweile ist die Umzäunung des Grundstücks abgeschlossen, was ungefähr eine Strecke von 500 m umfasst. In der Nähe des Tores wurde eine Steinmauer errichtet. Für die anderen Teile, die sich eher in unwegsamem Gelände befinden, wurde ein Drahtgeflecht verwendet. Die Gefahren durch wilde Tiere und die Störung des Retreats durch fremde Personen konnte auf diese Weise eingedämmt werden.

Die ursprüngliche Planung, zehn alleinstehende Retreat-Häuser zu bauen, wurde aus verschiedenen Gründen geändert. Einerseits waren nicht genügend finanzielle Mittel dafür vorhanden und andererseits ist es in der jetzigen Anordnung für den Retreat-Meister einfacher, die Praktizierenden zu betreuen. Nun steht noch Gelände zur Verfügung, auf dem in der Zukunft weitere Bauten errichtet werden können. Der Bau der 15 neuen Retreat-Räume ist noch nicht abgeschlossen, jedoch scheint es mit den noch verfügbaren Mittel möglich zu sein, den Rohbau abzuschließen. Zu jedem Retreat-Raum gehört ein kleines Bad und eine Kochnische. Für die Innenausstattung ist mit mindestens 300 Euro pro Raum zu rechnen. Dies beinhaltet auch eine Grundausstattung für die Kochnische.

Die Ablenkungen für die Praktizierenden werden in den neuen Räumen geringer sein, da sie ruhiger gelegen sind und man ein eigenes Bad und eine eigene Kochmöglichkeit hat. Insbesondere das neue Drei-Jahres-Retreat, das voraussichtlich im Dezember 2007 beginnt, wird von den besseren Bedingungen profitieren.

Die renovierungsbedürftige Gompa in AlmoraEin weiteres Projekt, das Drubpön Champa am Herzen liegt und möglichst bald angegangen werden muss, ist die gründliche Renovierung und der Ausbau der alten Gompa auf dem Gelände, die zu Lama Govindas Zeiten dort errichtet wurde. Bisher wurden nur die absolut notwendigen Maßnahmen durchgeführt. Am dringlichsten ist die Entfernung und Erneuerung von losen Stellen des Putzes im Außenbereich, da hier Feuchtigkeit eintritt und die Substanz angreift. Die Fenster müssen ausgewechselt werden, da sie keinen ausreichenden Schutz vor Feuchtigkeit und Regen mehr bieten. In diesem Zusammenhang ist auch ein neuer Anstrich notwendig. Für diese grundlegenden Arbeiten sind insgesamt ca. 6500 Euro zu veranschlagen.

Mit größeren Kosten ist die Erneuerung des Altars im Inneren verbunden. Der jetzige Altar ist in keinem guten Zustand und zur Rückwand hin offen, so dass die Statuen, Tormas usw. schnell verschmutzen. Bei einem Neubau des Altars muss gutes Holz verwendet werden, da nur dies langfristig gegen Insekten Bestand hat. Dies ist jedoch in Indien nicht einfach zu bekommen und zudem sehr teuer. Inklusive der Herstellung und Transportkosten werden daher ca. 25.000 Euro notwendig sein.

Auf dem Dach der Gompa besteht die Möglichkeit, Räumlichkeiten für S.H. Drikung Kyabgön und andere Rinpoches zu errichten, die das Retreat-Zentrum besuchen, um den Praktizierenden Einweihungen und Unterweisungen zu erteilen. Der Raum, der derzeit hierfür zur Verfügung steht, ist nicht angemessen und bietet keine ausreichenden Möglichkeiten, Gäste zu empfangen. Die Summe für den Neubau würde inklusive einer notwendigen Erneuerung und Erweiterung der Treppen ca. 22.000 Euro betragen.

Derzeit gibt es auf dem Gelände keine gute Möglichkeit, auch anderen Gästen eine Unterkunft zu bieten. Die Errichtung von zwei Gästezimmern im Bereich zwischen dem Küchenhaus und der Mauer wäre sehr hilfreich. Der Bau würde 10.000 Euro betragen. Die Kosten sind hier etwas höher, da für die Wasserversorgung und das Abwasser eine eigene Struktur angelegt werden muss.

Wir möchten die Aktivitäten von Drubpön Champa Rigzin auch weiterhin unterstützen und Interessierten die Möglichkeit anbieten, durch Spenden über unser Zentrum dazu beizutragen, dass sich die Pläne realisieren lassen.

Gompa und Retreat-Häuser in Pithoragarh 

Drikung Dekyid Chamspa Ling in Pithoragarh

1998 hat Drubpön Champa begonnen, in Pithoragarh, an der Grenze zu Nepal, ein kleines Retreat-Zentrum zu errichten. Mittlerweile besteht auf dem Grundstück für 12 Personen die Möglichkeit, ein Retreat durchzuführen. Die Bauarbeiten sind so gut wie abgeschlossen. Lediglich Teile des Geländers am zuletzt gebauten Haus fehlen noch und zwei Zimmer benötigen noch Putz und Anstrich. Im Garten blühen hier die verschiedensten Blumen und vom Hügel, auf dem das Retreat-Zentrum steht, hat man einen wundervollen Blick über das Tal und auf den Ort Pithoragarh, der auf der gegenüberliegenden Seite liegt.

Yogis und Yoginis in PithoragarhDerzeit sind hier 9 Personen im Drei-Jahres-Retreat, drei Nonnen und sechs Mönche. Ich hatte das Glück, sie zu treffen und eine zeitlang mit Ihnen zusammen zu sein, da sie für eine Chakrasamvara-Einweihung und die entsprechenden Unterweisungen ihre Retreat-Räume verlassen hatten. Die Stimmung unter den Yogis und Yoginis habe ich als sehr harmonisch empfunden, eine ruhiges, konzentriertes und doch heiteres Zusammensein.

Die Kosten für Unterbringung, Verpflegung und Bedarfsgüter von sechs Ordinierten im Retreat werden zur Zeit noch von Drubpön Champa aufgebracht. Es wäre eine große Erleichterung, wenn wir hier Patenschaften vermitteln könnten. Für den verbleibenden Zeitraum von 2,5 Jahren würden 30 € im Monat die Kosten für eine Person decken.

Die Songtsen Library in Dehra Dun

Meine Reise führt mich natürlich auch in das Drikung Kagyü Institut, das der Hauptsitz der Drikung Kagyü Linie im Exil ist. Es umfasst eine internationale Bibliothek (Songtsen Library), ein Möchskloster und ein Nonnenkloster sowie das Kagyü College. Nahe der Songtsen Library lebt das Oberhaupt der Drikung Kagyü Linie, S.H. Drikung Kyabgön Chetsang Rinpoche. Ich hatte das Glück, ihn zweimal sprechen zu können und etwas Neues bzgl. seiner Reise nach Europa zu erfahren. Voraussichtlich wird er im Herbst 2008 nach Deutschland kommen und die verschiedenen Drikung-Zentren kurz besuchen. Auch wenn es noch einige Zeit dauern wird, so freuen wir uns schon jetzt auf sein Kommen.

Das Nonnenkloster Samtenling

Gut zwei Jahre sind seit der gemeinsamen Europatournee mit den 13 Nonnen aus Samtenling vergangen und so war ich freudig gespannt auf das Wiedersehen. Leider waren nur vier von Ihnen im Kloster, da einige Schwierigkeiten haben, nach einem Besuch wieder aus Tibet ausreisen zu können. Drei andere Nonnen leben für ein Jahr in einem Drikung-Zentrum in Taiwan. Aber auch in der reduzierten Besetzung war es ein herzlicher Empfang und wir hatten viel Spaß zusammen.

Neue Unterkünfte im NonnenklosterEs hat sich in den letzten zwei Jahren einiges in Samtenling verändert. Das Kloster wird von den Nonnen selbst verwaltet. Die Direktorin ist aus den Reihen der Nonnen demokratisch gewählt worden und auch andere Aufgaben sind von Nonnen übernommen worden. Als Ansprechpartnerin steht aber weiterhin Mrs. Namlha Taklha, die Schwester S.H. Drikung Kyabgön, zur Verfügung. Sie besucht im Allgemeinen zwei Mal pro Woche das Kloster und gibt Ratschläge. Seit knapp zwei Jahren lebt und arbeitet Mrs. Namgyal Youdon als Sekretärin in Samtenling. Sie leitet u.a. auch die Unterrichtsstunden, in denen einige Nonnen den Umgang mit dem Computer erlernen.

Der Ausbau des Klosters ist abgeschlossen und so konnten weitere Nonnen aufgenommen werden, die aus Tibet geflohen sind. Insgesamt leben nun gut 80 Nonnen im Kloster.

Der Unterricht ist seit einigen Monaten so ausgerichtet, dass der Unterrichtsstoff ab der vierten und fünften Klasse mit dem der ersten Klasse des weiterführenden Kagyü College übereinstimmt. Drei Nonnen nehmen am Unterricht der zweiten Klasse des Kagyü College teil. Die Nonnen können somit die gleiche Ausbildung wie die Mönche erhalten und auch die gleichen Abschlüsse machen. Dies ist ein wichtiger Baustein für die Entwicklung und das Selbstverständnis der tibetischen Nonnen.

Das Mönchskloster Jangchub Ling & das Kagyü College

Die Aufteilung der Ausbildung der Mönche in zwei Einrichtungen lag Khenpo Rangdol vor einigen Jahren sehr am Herzen und so hat er mit der Zustimmung Seiner Heiligkeit Drikung Kyabgön Chetsang Rinpoches, der Mithilfe anderer Khenpos und der Unterstützung von verschiedenen Sponsoren das Kagyü College aufgebaut. Nach der grundlegenden Ausbildung im Kloster Jangchub Ling kann im Kagyü College die buddhistische Philosophie intensiv studiert werden. Diese Ausbildung, in der auch die Debatte eine wichtige Rolle spielt, dauert neun Jahre. In beiden Einrichtungen leben im Moment jeweils ca. 120 Mönche.

Eingang zum großen Tempel im Kagyü CollegeEine kleine Gruppe von westlichen Praktizierenden lernt im Kagyü College die Übersetzung buddhistischer Texte aus der tibetischen Sprache ins Englische oder Deutsche. Dabei erklärt ein Khenpo auf Tibetisch einen klassischen Text zum Stufenweg. Es sind dabei gute Vorkenntnisse in der tibetischen Sprache und im Hörverständnis notwendig, um dem Unterricht folgen zu können. Es ist sicher hilfreich, wenn mehr gut ausgebildete Übersetzer in Zukunft beim Dolmetschen der Lamas und bei der Übersetzung von Dharma-Texten zur Verfügung stehen würden.

Abschluss

Es tut sich was in den verschiedenen Einrichtungen in Ladakh und Nordindien. Da in der Drikung Kagyü Linie besonderer Wert auf intensive Meditationspraxis gelegt wird und so viele große Meister hervorgebracht wurden, ist es gut zu sehen, dass an verschiedenen Orten Praktizierende für längere Zeit in ein Retreat gehen und diese Tradition fortführen.

Es gibt also Zeichen einer guten Entwicklung, die in der Zukunft Früchte tragen wird.

Bericht von Christian Licht

Aus Rundbrief 1/2007