prajnaparamita

Die sechs Vollkommenheiten (skr. Paramita)

Paramita (skr., tib. Parol tu Chinpa): Vollkommenheit, höchste Tugend. Das Wort Paramita leitet sich von param = jenseits (der Küste) und ita = Ankunft (nach der Überquerung des Ozeans von Samsara) ab. Dies verweist auf die Vollkommenheit der Weisheit. Es schließt auch die Erlangung des Zustandes der Buddhaschaft sowie die Methoden dazu ein. Die sechs Paramitas sind Gegenmittel gegen alle störenden Gefühle und negativen Geisteshaltungen und ihre Vervollkommnung entspricht den ersten Bodhisattva-Stufen.

Im folgenden Artikel haben wir einige Aspekte der sechs Paramitas zusammengestellt, um den Zusammenhang zu verschiedenen Themen aufzuzeigen.

Der Weg der Bodhisattvas

Reinigen und Überwinden von negativen Handlungen und das Entwickeln des reinen Verhaltens

Es ist allen Wesen möglich, die Erleuchtung zu erlangen, besonders den Menschen, die die Vorzüge einer kostbaren Existenz besitzen. Durch das Ziel, die Erleuchtung zu erlangen, ist der Weg voller Freude. Das reine Verhalten eines Bodhisattva dient zur Inspiration für andere, dem Dharma zu folgen. Man soll das Verhalten anderer Bodhisattvas beobachten und den Mut entwickeln, dieses Verhalten zu erlernen.

Es gibt drei Arten der ethischen Disziplin oder der reinen Handlungen:

  • Handlungen der Selbstkontrolle,
  • Handlungen, um anderen zu helfen,
  • Handlungen zum Ansammeln von Verdienst.

Die drei Methoden sind:

  • das Aufgeben der zehn unheilsamen Handlungen,
  • die Praxis der sechs Paramitas,
  • die vier Methoden, Schüler anzuleiten.

Das Aufgeben der unheilsamen Handlungen beinhaltet

  • das Aufgeben der zehn unheilsamen Handlungen
  • das Praktizieren der zehn heilsamen Handlungen
  • das Praktizieren der zehn besonders heilsamen Handlungen (zehn Dharma-Übungen)

Die zehn heilsamen Handlungen sind das Licht der geschickten Mittel für uns selbst und für andere. Bodhicitta ist der Wunsch nach Erleuchtung und die Konzentration auf das Resultat. Die heilsamen Handlungen und die sechs Paramitas sind die Ursachen der Erleuchtung.

Die Praxis der sechs Paramitas

Die heilsamen Handlungen sind die allgemeine Übung für alle. Die sechs Paramitas sind besondere Übung der Bodhisattvas. Sie sind der Pfad, mit dem die Bodhisattvas ihre Handlungen für sich und andere vervollständigen.

Diese sechs Paramitas sind Gegenmittel gegen alle störenden Gefühle und negativen Geisteshaltungen. Jede Paramita richtet sich gegen ein Geistesgift:

  1. großzügiges Geben (skr. Dana Paramita) gegen Geiz,
  2. ethische Disziplin (skr. Shila Paramita) gegen Mangel an Disziplin,
  3. Geduld (skr. Kshanti Paramita) gegen Hass und Ärger,
  4. freudige Anstrengung (skr. Virya Paramita) gegen Trägheit und Faulheit,
  5. Samadhi oder Sammlung (skr. Dhyana Paramita) gegen Ablenkung,
  6. Weisheit (skr. Prajna Paramita) gegen fehlende Weisheit und falsche Ansichten.

Von den sechs Paramitas sind die ersten fünf Paramitas die Methode. Sie führen zur sechsten Paramita, der Weisheit. Prajnaparamita ist die Vollkommenheit der Weisheit und wird von Praktizierenden mit höchster Fähigkeit verwirklicht.

Jede Paramita gibt es auf drei Ebenen:

  • auf der materiellen Ebene,
  • in Bezug auf den Dharma und
  • in Bezug auf das Wohl der Wesen (Schutz).

Jede Paramita enthält die anderen in sich: (1) Geben des Gebens; (2) Disziplin des Gebens (Ethik der Freigiebigkeit) usw. bis zur (6) Anwendung von Weisheit in der Praxis des Gebens. Entsprechendes gilt für die weiteren Paramitas.

Die Paramitas und die Bodhisattva-Bhumis

Außerdem stehen die Paramitas in Bezug zu den zehn hohen Bodhisattva-Ebenen.

Zunächst befasst man sich mit allgemeinen Grundlagen der Lehre und führt Übungen aus, um sich mit verschiedenen Aspekten der Dharma-Praxis vertraut zu machen. Durch die Entwicklung des Erleuchtungsgeistes (skr. Bodhicitta) gelangt man auf den (1) Pfad der Ansammlung. Auf dem (2) Pfad der Vorbereitung entwickelt man geistige Ruhe (skr. Shamatha, tib. Shine) und das Verständnis, das aus der Meditation kommt (skr. Vipashyana, tib. Lagthong, tiefe Einsicht). Durch die Vereinigung von Geistiger Ruhe und Einsicht, wie sie z.B. in der Mahamudra praktiziert wird, gelangt man auf den (3) Pfad des Sehens und erreicht die erste Bodhisattva-Ebene. Auf dem (4) Pfad der Meditation verwirklicht man viele Bodhisattva-Ebenen und gelangt auf den (5) Pfad des Nicht-mehr-Lernens. Dieser ist die absolute Vollkommenheit der Buddhaschaft.

Der Pfad der Meditation beinhaltet die Verwirklichung der Bodhisattva-Bhumis oder hohen Bodhisattva-Ebenen, die mit insgesamt zehn Paramitas korrespondieren:

(1) die Außerordentliche Freude: sie wird durch die besondere Ausübung der Vollkommenheit des Gebens erlangt,
(2) die Makellose: die Vollkommenheit des ethischen Verhaltens zur Befreiung von negativen Handlungen,
(3) die Lichthafte: die Vollkommenheit der Geduld,
(4) die Strahlende: die Vollkommenheit der Tatkraft zur Beseitigung von Hindernissen,
(5) die Schwer zu Übende: die Vollkommenheit der Sammlung oder geistigen Stabilität,
(6) die Manifeste: die Vollkommenheit der Weisheit der unterscheidenden Klarheit oder direkten Einsicht.

Diesen folgen vier weitere Stufen und Vollkommenheiten:

(7) die Weit Gegangene: die Vollkommenheit der Methode, wobei die letzten falschen Begriffsbilder, die mit der Vorstellung eines Selbst der Phänomene verbunden sind, vollständig überwunden werden,

Ab der siebten Stufe (auf dem Pfad der Meditation) ist die reine, ursprüngliche Weisheit vorhanden, die die drei reinen Bodhisattva-Ebenen kennzeichnet:

(8) die Unerschütterliche: die Vollkommenheit der Kraft, das Geschick des Lehrens von Dharma,
(9) die Ebene des guten Verstandes: die Vollkommenheit der Wunschgebete, durch die vier besondere Arten der unterscheidenden Weisheit, die mit der Lehre zusammenhängen, entwickelt werden,
(10) die Wolke des Dharma: die Vollkommenheit der Ursprünglichen Weisheit der Erkenntnis (Jnana).