Das erste Nairatmya-Retreat mit S.H. Drikung Kyabgön Chetsang

Eindrücke aus dem Milarepa Retreat Zentrum

Zehn Jahre ist es her, dass S.H. Drikung Kyabgön Chetsang zum ersten Mal im Westen eine große Nairatmya-Einweihung und Unterweisungen zur entsprechenden Meditationspraxis gab. Es war und ist ihm immer noch ein großes Anliegen, diese Deva-Praxis zu erhalten und wiederzubeleben, auf die Marpa sich schon vor gut 1000 Jahren stützte. Nairatmya hat als Gefährten Hevajra, dessen Name etwas bekannter ist. Im letzten Jahr wurde im Milarepa Retreat Zentrum das erste Hevajra-Retreat durchgeführt, im diesem Jahr stand nun Nairatmya im Mittelpunkt.

Seine Heiligkeit war schon vor Ort, als wir (Tändsin T. Karuna und ich) in der Lüneburger Heide ankamen. Es ist schön zu sehen, wie viel Energie und Freude er ausstrahlt und das bei der Fülle an Projekten, die er initiiert, aufbaut und begleitet. Sehr beeindruckend!

Mehr als 120 Teilnehmende aus verschiedenen Ländern bildeten eine bunte Retreat-Gemeinschaft. Die meisten waren auch im Vorjahr schon dabei gewesen und so war es ein großes, freudiges Wiedersehen. Dementsprechend war auch die Stimmung entspannt und friedlich. Man kannte sich und kannte sich aus 🙂

Es steht außer Frage, dass auch der Ort eine besondere Atmosphäre hat, die neben dem geschützten Rahmen, den der kleine Wald drumherum bietet, auch eine friedliche Geerdetheit mit sich bringt. Ich mag die kleinen Spaziergänge auf dem Waldweg mit den 37 Bodhisattva-Übungen, die man in den Pausen machen kann, um die körperliche und geistige Nahrung wirken zu lassen.

Seine Heiligkeit begann das Programm mit einer Einweihung und Daniela und Carl gaben in mehreren Sitzungen Erklärungen zum Text, zur Visualisierung, zu den Gesängen usw. Das war sehr hilfreich, um mit dem neuen, langen Text langsam vertraut zu werden, der – wie auch im Vorjahr – vollständig auf Englisch rezitiert und an einigen Stellen gesungen wurde. S.H. hatte Daniela die Verantwortung für die Erstellung des Textes und die Durchführung des Re-treats übertragen. Keine leichte Aufgabe, die sie aber mit viel Engagement, guter Organisation und bester Vorbereitung ausgefüllt hat. Ihre angenehme Rezitationen und der schöne Gesang hat das Praktizieren erleichtert.

Wie bei einem Drubchen üblich, wurde (mindestens) fünf Tage lang kontinuierlich praktiziert, d.h., dass immer mindestens vier Personen die Meditationspraxis ausführen, Tag und Nacht. Wie schön, dass die Vorlieben von Menschen verschieden sind. So fanden sich einige für die Sitzungen am Abend, andere für die Sitzungen in der Nacht und wieder andere für den frühen Morgen. Tagsüber wurde gemeinsam praktiziert oder S.H. gab Unterweisungen. Mir waren die Sitzungen am späten Abend am liebsten, mit der Ruhe, die dann im großen Meditationsraum herrscht und die den Tag ausklingen lässt.

Den Abschluss bildete wieder eine Feuer-Puja, wo alle möglichen Fehler und Hindernisse gereinigt werden. Sie fand natürlich wieder im Freien statt. Die Ganapuja wurde dann gleich mitgemacht und die gut vorbereiteten Tüten mit den Gaben wurden an alle Anwesenden verteilt.

Damit sind die ersten beiden Hevajra- und Nairatmya-Retreats durchgeführt und werden von nun an abwechselnd jeweils alle zwei Jahre stattfinden. In diesem Jahr hat S.H. während des Retreats auch damit begonnen, das Hevajra-Tantra zu lehren. Im kommenden Jahr möchte er dies weiterführen und abschließen. Daher wird das nächste Hevajra-Retreat über zwei Wochen stattfinden. Bis dahin soll auch eine Übersetzung des Hevajra-Tantras vorliegen. Der Retreat-Termin steht auch schon fest. Es ist für den 11.-25. September 2020 vorgesehen. (Nähere Informationen können auf den Internet-Seiten des Milarepa-Zentrums gefunden werden.)

Christian