Die Meditation von Buddha Amitabha (tib. Sangye Öpame) in zehn Stufen gehört zur Überlieferung der dem Raum gleichenden Schatz-Lehren (tib. Namchö), wobei ein tibetischer Text (Terma) des Schatzfinders Mingyur Dorje aus dem 17. Jahrhundert verwendet wird. Diese Lehren umfassen den vollständigen Pfad buddhistischer Meditation und beinhalten die Praxis des ruhigen Verweilens (Skrt. Shamata), die Entwicklungsstufe (tib. Kyerim) der Visualisierung von sich selbst als Gottheit, umgeben vom Reinen Land von Buddha Amitabha, die Vollendungsstufe (tib. Dzogrim) des Verweilens im natürlichen Zustand des Geistes und die Vereinigung der aufbauenden und vollendenden Stufe. Außerdem sind die Lehren des Traum-Yoga und des klaren Lichtes enthalten, die auch zu den Sechs Yogas von Naropa gehören.
Nach der Tradition der buddhistischen Lehren gibt es unzählige Reine Länder. Diese unzähligen Reinen Länder sind in den fünf Buddha-Ländern der fünf Buddha-Familien enthalten. Allgemein kann man sagen, dass Buddha-Länder Manifestationen des zeitlosen Gewahrseins erleuchteter Wesen sind. Die fünf Buddha-Länder der fünf Buddha-Familien sind verbunden mit Körper, Sprache, Geist, Qualitäten und Aktivitäten der erleuchteten Wesen. Das Buddha-Land im Westen, das mit Buddha Amitabha verbunden ist, ist als Land der großen Glückseligkeit (Skrt. Sukhavati, tib. Dewachen) bekannt und ist eine Manifestation der unterscheidenden Weisheit, die der gereinigte Zustand von Anhaftung oder Begierde ist.
Es gibt viele Gründe, warum man sagen kann, dass das westliche Buddha Land Sukhavati hervorragender ist als die anderen Buddha-Länder. Ein Grund ist z.B., dass Buddha Amitabha große Wunschgebete ausführte, damit sogar gewöhnliche Wesen mit negativem Karma und störenden Gefühlen in diesem reinen Land geboren werden können. Daher ist es einfacher, in diesem Reinen Land von Buddha Amitabha wiedergeboren zu werden als in anderen Buddha-Ländern. Sonst ist es für gewöhnliche Wesen, die noch negatives Karma und störende Gefühle haben, nicht möglich, in ein Buddha-Land zu gelangen.
Es ist außerordentlich verdienstvoll, Bittgebete an Buddha Amitabha zu richten, da der Segen und die Aktivitäten von Buddha Amitabha unvergleichlich gegenüber denen anderer erleuchteter Wesen sind. Dies habe viele Praktizierende so erfahren.
Dies ist ein Auszug aus Unterweisungen von S.E. Ayang Rinpoche,
die in Lumbini während der Belehrungen zum Affen-Jahr 2004 gegeben wurden.
Diese Praxis von Buddha Amitabha umfasst zehn Stufen
(drei verschiedene Arten und vier Ebenen, tib. Tumi Todal)
(1) Meditation und Visualisierung von Buddha Amitabha und seinem Reinen Land Sukhavati (tib. Dewachen), (2) Amitabha-Meditation zur Ansammlung von Verdienst, (3) Amitabha-Meditation auf der Ebene des Sutrayana. Generell werden alle Übungen die man praktiziert, in zwei Gruppen unterschieden. Entweder gehören sie zum Pfad des Sutra (Sutrayana) oder zum Pfad des Tantra (Tantrayana). Die dritte Stufe – die Stufe der Visualisierung von Buddha Amitabha im Reinen Land – ist eine Praxis auf der Ebene des Sutra-Weges.
Die nächsten Stufen gehören zum Tantra und enthalten jeweils eine Praxis nach dem (4) Kriya-Tantra, (5) Charya-Tantra, (6) Yoga-Tantra, (7) Vater-Tantra und (8) Mutter-Tantra. Danach folgt (9) die Langlebenspraxis. Diese Stufe ist eine besondere Langlebenspraxis in Verbindung mit Buddha Amitayus. Die letzte Übung ist (10) die ungeteilte Stufe der Vollendung. Diese ist die Vereinigung der Entwicklungs- und Vollendungsstufe. Wir gehen in das Reine Land von Buddha Amitabha und erhalten dort den Segen von Buddha Amitabha.
Das sind die zehn Stufen der Buddha Amitabha-Meditation. Diese Praxis darf nur von denjenigen gelesen und ausgeführt werden, die eine entsprechenden Einweihung (tib. Wang), die Belehrungen aller Stufen (tib. Tri) sowie eine Übertragung für die Rezitation (tib. Lung) erhalten haben. Die Buddha Amitabha Einweihung, die hier im Zusammenhang mit den zehn Stufen gegeben wird, ist eine besondere Einweihung von Mingyur Dorje, die Buddha Amitabha, Avalokiteshvara und Vajrapani umfasst.
Nachdem wir die Übertragungen und Erklärungen erhalten haben, sollen wir die Samayas der Buddha Amitabha Einweihung halten. Dazu gehört insbesondere, dass wir die Praxis ausführen. Am besten ist es, wenn wir dazu ein Buddha Amitabha Retreat durchführen können. Dabei können wir die zehn Stufen mittels vier oder sechs Sitzungen an einem Tag vollständig ausführen. Entsprechend der Sutra-Tradition sollte das Retreat zehn Tage lang dauern. Wenn man es nach der Tantra-Tradition praktiziert, können es auch vierzehn Tage, drei Wochen, ein Monat oder ein Jahr sein.
Wenn wir die Meditation von Buddha Amitabha zu unserer täglichen Praxis machen, werden wir ein langes Leben haben, wir werden frei von Krankheiten sein und sehr schnell eine Realisation erlangen. Zum Ende unseres Lebens werden wir das Reine Land von Buddha Amitabha erreichen und nie wieder in den Ozean der Leiden von Samsara zurückfallen, es sei denn, wir haben den ausdrücklichen Wunsch, zum Nutzen der Wesen wieder in Samsara zu erscheinen. Es heißt, es gibt keine bessere Praxis als diese. Wenn wir sie ausführen wird unser Geist immer sehr klar und ausgeglichen sein, wir werden positive Gedanken haben und eine gute Einstellung. Alles wird harmonisch sein. Daher ist es sehr gut, wenn wir jeden Tag möglichst viele Mantras von Buddha Amitabha rezitieren. [Dazu können wir auch einen kürzeren Text verwenden.]
Auszug aus Unterweisungen von S.H. Ayang Rinpoche, Düsseldorf, 2003
Anm.: Weitere Erklärungen zu Buddha Amitabha in einem weiteren Artikel nachgelesen werden.
S.E. Ayang Rinpoche wird vom 31.10.-4.11.2014 zum ersten Mal in Aachen die Einweihung, Übertragungen und Unterweisungen zu dieser tiefgründigen, stufenweisen Meditation von Buddha Amitabha geben. (drikung.de/aachen). Die Meditation von Buddha Amitabha ist auch eine besondere Vorbereitung zur Bewusstseinsübertragung zum Zeitpunkt des Todes (tib. Phowa), die in enger Verbindung zu Buddha Amitabha steht. Durch die Praxis der zehn Stufen können wir unsere Verbindung zu Buddha Amitabha vertiefen und seinen großen Segen erfahren.
Ergänzend zu den Unterweisungen der zehn Stufen findet nach Weihnachten ein mehrtägiges Retreat im Aachener Zentrum statt, bei dem gemeinsam die Praxis unter Anleitung ausführt wird.