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Altar und Opferungen – Teil 2: Die Opferungen

Das Darbringen von Opferungen ist ein wichtiger Teil in buddhistischen Übungen und auf einem buddhistischen Altar, der entsprechend der Tradition eingerichtet wird, befinden sich immer einige Opferungen. Diese Opferungen sind aber mehr als nur eine vorhandene Traditionen und die Darbringung der materiellen Opfergaben. Sie sind ein lebendiger Ausdruck des Versprechens, allen fühlenden Wesen zu nutzen. Das Darbringen von Opferungen ist ein Gegenmittel gegen die Gewohnheit der Anhaftung und Begierde und lässt alle Vollkommenheiten anwachsen.

Die Buddhaschaft wird durch das Verwirklichen der großen Qualitäten erreicht: die Ansammlungen (von Verdienst und Weisheit) und die Reinigung (von befleckten Handlungen und störenden Gefühlen). Das Darbringen von Opferungen ist ein einfacher Weg, um Verdienst und Weisheit anzusammeln.

Die primären Opferungen

Nachdem man einen Altar eingerichtet hat, sollen die Flächen des Altars saubergehalten werden. Man kann sie mit rotem, gelben, goldenen, kastanienbraunem oder ockerfarbenem Tuch bedecken. Dann können die Opferungen durch das Aufstellen in sauberen Opferschalen dargebracht werden. Allgemein gibt es sieben Opferungen, die sich auf einem Altar befinden und jede einzelne hat eine besondere Bedeutung. Die sieben Schalen symbolisieren die Sieben Zweige zur Reinigung negativer Geistesströmungen und zur Mehrung von Verdiensten.

Die Opferungen befinden sich etwas unterhalb der Darstellungen der Drei Juwelen und symbolisieren die Opferungen an alle Buddhas und Bodhisattvas. Sie enthalten Wasser für den Mund, Wasser für die Füße, Blumen, Räucherwerk, Lichter, duftendes Wasser und kostbare Speisen. Häufig gibt es noch als achte Opferung das Darbringen von Musik. (Kurze Erklärungen zu den einzelnen Opferungen sind im dritten Teil des Artikels zusammengestellt, der in unserem nächsten Rundbrief erscheinen wird.)

Die Reihenfolge der Opferungsschalen ist im Allgemeinen vom Altar aus betrachtet von rechts nach links angeordnet (d.h. von uns aus gesehen von links nach rechts). Abhängig von der Praxis, die man durchführt, werden sie auch manchmal in entgegengesetzter Reihenfolge angeordnet. Dies wird in den Unterweisungen zur Praxis entsprechend erklärt. Manchmal werden auch mehrere Reihen von Opferschalen aufgestellt. Die Schalen sind normalerweise aus Messing, Bronze oder Silber und besitzen einen Durchmesser von etwa siebeneinhalb oder zehn Zentimetern (oder mehr). Sie sind oft mit Glückszeichen verziert.

Die Opferungen sollten immer frisch sein und das Wasser sollte täglich gewechselt werden. Wenn man destilliertes Wasser verwendet, so bleibt kein Rückstand von Mineralien am Rand der Schalen zurück und es ist eine äußerst reine Opferung.

Außer den Schalen mit Wasser können die anderen Opfergaben auch auf oder in eine Anhäufung von Reis gestellt werden. Für Blumen kann eine Vase benutzt werden. Die Schale für Lichter kann durch eine Butterlampe, eine Kerze oder eine Lampe ersetzt werden und die Schale für Speisen kann durch das Aufstellen von Gebäck oder ein Torma (tib., ritueller Opferkuchen) ersetzt werden. Die Darbringung von Klängen kann durch eine Gantha (Skrt., Ritualglocke) oder ein Muschelhorn symbolisiert werden.

Wenn alle Opferungen in Form von Wasser dargebracht werden, symbolisiert das Wasser die entsprechenden Opfergaben.

An Stelle von Wasser können alle Schalen auch mit Reis gefüllt werden, wenn man die Schalen nicht täglich füllen kann (z.B. wenn man verreist ist), so dass sie nicht leer bleiben. Dabei ist darauf zu achten, dass der Reis nicht zu lange in den Schalen bleibt, da er Rückstände auf den Schalen hinterlässt. Wenn er ausgewechselt wird, müssen die Schalen wieder gut gereinigt werden.

Aufstellen und Füllen der Opferschalen

Traditionell werden die Opferung jeden Morgen neu aufgestellt. Sie können auch mehrmals am Tage aufgefüllt oder erneuert werden. Das Wasser sollte nicht verschüttet werden. Nachdem es am Abend wieder eingesammelt wird, kann man es weggießen.

Bevor man die Schalen auf den Altar stellt, wird ein wenig Wasser in jede der sauberen Schalen gegossen. Dazu hält man die ineinander gestapelten Schalen in der linken Hand. Durch das Rezitieren der drei Silben OM AH HUNG werden sie gesegnet, wobei die oberste Schale mit frischem Wasser gefüllt wird. Dann wird das meiste Wasser aus der obersten Schale in die nächste gegossen, wobei etwas Wasser in der obersten Schale zurückbleibt. Die oberste Schale wird dann auf dem Altar abgestellt. Dieser Vorgang wird so lange wiederholt, bis alle Schalen in einer Reihe stehen. Durch diesen Vorgang wird verhindert, dass die Schalen als vorläufiges Opfer leer dargeboten werden.

Die Schalen werden in einer geraden Linie aufgestellt, etwa ein Reiskorn voneinander entfernt. Berühren sich die Schalen, so ist dies ein Zeichen für geistiges Abstumpfen. Wenn die Schalen mit zu großem Abstand aufgestellt werden, kann dies eine Entfernung vom Lehrer und den spirituellen Freunden bedeuten.

Das frische Wasser, mit dem die Schalen dann aufgefüllt werden, soll „wie ein Gerstenkorn“ aus dem Schnabel des Wassergefäßes fließen. Das heißt: Der Strahl soll zu Beginn dünn und langsam herauskommen, dann in der Mitte dick und schnell fließen und am Ende in einem feinen Strahl auslaufen.

Die Schalen werden sorgfältig bis auf Gerstenkornbreite zum oberen Rand gefüllt. Dadurch sammelt man Verdienst an. Wenn sie zu wenig gefüllt sind, bedeutet dies verminderndes Wohlergehen. Wenn sie überlaufen, zeigt dies einen Verfall der ethischen Disziplin.

Man soll darauf achten, dass man nicht direkt über den Opferungen in die Wasserschalen atmet. Damit würde man die Opfergaben an die Gottheiten beschmutzen.

Nach dem Aufstellen werden die Opferungen durch den Geist und durch Mantras und Mudras (Handgesten) in die entsprechenden Opferungen verwandelt, vervielfacht und gesegnet. Dabei stellt man sich vor, dass alles, was im ganzen Universum kostbar und schön ist, in grenzenloser Menge als Opferung dargebracht wird.

Reinigung der Wasserschalen

Am Abend oder nach der letzten Meditationssitzung werden die meisten Gaben wieder vom Altar geräumt. Die Blumen und Speiseopfer können in die Natur gestreut werden, damit vorbeikommende Tiere sie noch verwenden können. Wenn Kerzen auf dem Altar angezündet waren, sollten sie nicht ausgeblasen werden, sondern durch das Fächern von Luft oder durch einen Kerzenlöscher gelöscht werden. Die Reisschalen können auf dem Altar stehen bleiben.

Das Wasser wird aus den Schalen in einen sauberen Behälter geschüttet, den man nach draußen bringen kann. Man kann das Wasser an einem sauberen Platz weggießen oder auf Erde oder in eine Blumenschale gießen. Nach dem Ausleeren werden die Schalen mit einem trockenen Tuch gesäubert. Dann kann man sie ineinander stapeln oder einzeln mit der Öffnung nach unten aufbewahren, bis sie wieder benutzt werden.

Mögen alle Ansammlungen durch das Darbringen von Opferungen vollendet werden.

Zusammenstellung von Tändsin Tschödrön Karuna, Dez. 2005

Aus Rundbrief 2/2006