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Rundbrief des Nonnenklosters Samtenling 2003

Grußwort des Direktors

Liebe Freunde,

Wir möchten Sie alle begrüßen und Ihnen einiges über dieses Jahr in Samtenling mitteilen. Samtenling ist ein Teil des Drikung Kagyü Instituts, das ganz in der Nähe von Dehra Dun liegt. Das Kloster gehört zur Drikung Kagyü Tradition des Tibetischen Buddhismus und befindet sich unter der gütigen und qualifizierten Leitung von Seiner Heiligkeit Drikung Kyabgön Chetsang Rinpoche. In diesem Jahr gab es in Samtenling eine Menge von aufregenden und interessanten Aktivitäten.

Im Namen der Mitarbeiter und der Nonnen von Samtenling möchte ich jedem einzelnen Sponsoren für die unschätzbare Unterstützung zur Erhaltung unseres Klosters danken, dafür, dass sie den Nonnen geholfen haben, zu praktizieren und vor allem, weil sie das weitere Wachstum des Buddhismus ermöglicht haben.

Zugleich möchte ich meine Hochschätzung und Bewunderung Seiner Heiligkeit Drikung Kyabgön Chetsang Rinpoche gegenüber für seine Dharma-Aktivitäten in der ganzen Welt aussprechen. Ich bete für sein langes Leben und dafür, dass er allen fühlenden Wesen nützen möge.
Voller Dankbarkeit

Lama Tsulwang (Direktor)

Ausbildung

Das Jahr 2003 kann als eine Jahr neuer Aktivitäten und Ideen für unsere Nonnen betrachtet werden. Reguläre Kurse über Buddhistische Philosophie, Tibetische Grammatik und Englisch wurden durchgeführt. In diesem Jahr lehrte Khenpo Sonam Tsegyal den Text des Vinaya Sutra. Unsere Nonnen freuten sich, den Text hören zu können und waren sehr glücklich über diese Gelegenheit. Der Kurs faszinierte die Nonnen, regte viele Diskussionen auch außerhalb der Unterrichtszeit an, und die Belehrungen waren für alle eine Freude.

Auch Tibetische Grammatik und Englisch wurden freudig aufgenommen. Die Nonnen berichten, dass sie im Laufe der Zeit mit der Sprache und der Grammatik vertraut werden.

Die Möglichkeit, den Nonnen Computerwissen und -praxis zu vermitteln, begann mit der Übergabe eines gebrauchten Computers durch Dr. Marsha, den Verwaltungsdirektor des Gesundheitsprojekts für Tibetische Flüchtlinge. Zusätzlich gab uns Seine Heiligkeit Chetsang Rinpoche freundlicherweise einen gebrauchten Computer für die Nonnen. So haben wir jetzt zwei Computer und vier Nonnen lernen und üben zur Zeit mit ihnen. Die grundsätzliche Idee dahinter besteht darin, die Nonnen mit modernen computergestützten Lernmethoden vertraut zu machen.

Der Besuch Seiner Heiligkeit, des Dalai Lama

Am 6. März 2003, dem dritten Tag des Tibetischen Neuen Jahres, wurde unser Kloster durch den Besuch des Dalai Lama gesegnet. Der Dalai Lama weihte den Meditationsraum des Klosters ein. Mandala-Opferungen mit kurzen Gebetsrezitationen folgten den traditionellen Tee- und Reisopferungen. Der Dalai Lama segnete den Mandala-Tempel und das neue Gebäude für die Feuer-Pujas. Das Programm sollte vierzig Minuten umfassen, aber der Besuch dauerte schließlich mehr als eine Stunde. Am Ende waren alle glücklich und auf allen Gesichtern war ein zufriedenes Lächeln zu sehen.

Die Mitarbeiter

Es gibt in diesem Jahr keine neuen Mitarbeiter im Samtenling-Kloster. Aber im Zusammenhang mit dem Wechsel der Aufgabenbereiche und Verantwortlichkeiten wurden fünf Nonnen für spezielle Aufgaben ausgewählt:

  • Ani Ngawang ist für die Einhaltung der Disziplin verantwortlich.
  • Ani Chonyi Peldon ist zur Kassenwartin gewählt worden, die sich um die laufenden Ausgaben kümmert.
  • Ani Ngawang Dolma und Konchok Yingchuk sind die Vorsängerinnen für die Gebete.
  • Ani Konchok Dolma ist Küchenchefin geblieben, da sie diese Aufgabe im letzten Jahr gut und effizient erfüllt hat.

Bauvorhaben

Frau Rigzin Dotschung aus der Schweiz und verschiedenen Sponsoren aus Österreich und der Schweiz haben großzügigerweise Gelder für den Bau des Feuer-Puja-Gebäudes gespendet. Der Bau dieses Gebäudes macht die Durchführung der Feuer-Puja viel einfacher und bequemer für die Nonnen im Retreat. Letztes Jahr wurde die Feuer-Puja durch den Monsun gestört. Der Retreat-Meister und die Nonnen standen durch den Regen vor einer Menge von Problemen, und weil es damals das Gebäude für die Feuer-Pujas noch nicht gab, wurden die Zelte und die Feuer durch die heftigen Winde gefährdet. Alle sind glücklich, das Feuer-Puja-Gebäude zu haben. Wir danken Frau Rigzin Dotschung aufrichtig für ihre freundliche Unterstützung und möchten außerdem darauf hinweisen, dass sie schon seit vielen Jahren andere wichtige Bereiche des Samtenling-Klosters durch Spenden unterstützt. Wir wünschen ihr viel Glück und Frieden.

Zusätzlich zum Feuer-Puja-Gebäude haben wir einen Brunnenschacht, einen unterirdischen Wassertank und ein Pumpenhaus gebaut. Durch die großzügige Unterstützung unseres überaus Ehrwürdigen Yang Chen Ho aus Taipeh sind wir mit ausreichend klarem Wasser gesegnet. Im Namen all unserer Mitarbeiter und Studenten möchten wir unsere große Dankbarkeit gegenüber Ehrw. Yang Chen Ho dafür ausdrücken, dass er so gütig und aufmerksam uns gegenüber war.

Retreat

Das traditionelle Drei-Jahres-Retreat von sechs unserer Nonnen, das durch den Retreat-Meister Drubpön Sönam Kunga geleitet wird, befindet sich nun im dritten Jahr. Die Nonnen im Retreat sind so sanft und einfühlsam, und alle stimmen zu, dass sich ihre Praxis mit jedem neuen Monat der vergeht, unermesslich vertieft. Sie denken darüber nach, ein lebenslanges Retreat durchzuführen, was sehr bewundernswert und wundervoll ist.

Unser erstes Sommer-Retreat

Von Ani Tenzin Chodron La (unserer Englischlehrerin)

Vom 12. August 2003, dem fünfzehnten Tag des vierten Monats im Tibetischen Mondkalender an, hatten wir Nonnen unsere erste Erfahrung damit, ein Sommer-Retreat durchzuführen. Wir haben in der Vergangenheit so etwas noch nie gemacht, selbst unsere älteren Nonnen aus Tibet nicht. So war es für uns alle eine neue Erfahrung. Es begann mit der Sohlen-Einweihung durch unseren hier lebenden Khenpo-la und mit Hilfe der darauffolgenden Zusammenarbeit von allen. Für ein paar Tage war es etwas schwierig, nachmittags nicht zu essen. Später gewöhnten wir uns daran und genossen die Tage wirklich. Jeder war glücklich, an dem Retreat teilnehmen zu können. Zugleich ging unser regulärer Dharma-Unterricht weiter. Am 26. September 2003 werden wir unser Retreat beenden. Mit Hilfe der Segnungen unseres Wurzel-Lamas ging es uns allen auch körperlich sehr gut. Wir wünschen, dass wir auch in Zukunft die Sommer-Retreats durchführen können.

Schreiben der Nonnen

(Diese Schriftstücke wurden im Englischen nicht bearbeitet sondern genau so gedruckt, wie die Nonnen sie geschrieben haben.)

Der Besuch des Dalai Lama, von Ani Thupten Chotso

Seine Heiligkeit, der Dalai Lama besuchte das Mindroling-Kloster, Clement Town, Dehra Dun. Er gab uns die Einweihung in die Weiße Tara. Wir waren sehr glücklich. Zwei Tage lang gab er Langlebenseinweihuungen. Während dieser Zeit kamen viele Leute, um seine Segnungen zu erhalten. An diesem Tag fuhren wir mit dem Bus um sechs Uhr morgens nach Clement Town. Der Dalai Lama ist ein Bodhisattva. Er ist sehr gütig und liebt alle fühlenden Wesen. Ich vermisse meine Familie in Tibet. Sie sind sehr alt und ich wünschte, meine Familie könnte auch den Dalai Lama sehen.

Ani Dega

Ich bin eine Nonne in Samtenling. Samtenling wurde im August 1997 gegründet. Damals waren wir nur 9 Nonnen und es gab noch keine Unterrichtsklassen. So spielten wir und schrieben mit der Hand. Aber jetzt sind wir 45 Nonnen und wir haben regulären Unterricht in Dharma, Tibetischer Sprache und Englisch. Khenpo Sönam Tsegyal lehrt uns Dharma, Gen Tenzin Jampa La unterrichtet die Tibetisch-Klasse und Gen Konchok Palmo die Englisch-Klasse. Wir sind alle sehr glücklich, diese sorgfältigen und hingebungsvollen Lehrer zu haben. Wir haben auch eine kleine Bibliothek, wo wir Geschichten lesen. Samtenling ist zur Zeit ein sehr schöner Ort. Ich danke Seiner Heiligkeit Kyabgön Chetsang Rinpoche aufrichtig für alles und bete für sein langes Leben.

Lhabab Stupa, von Ani Konchok Dolma

Der Glück verheißende Lhabab-Stupa wurde am 28. Oktober 2002 von Seiner Heiligkeit dem Dalai Lama in Clement Town eingeweiht. Er segnete den Stupa und erteilte eine Ermächtigung an allen Anwesenden. Nachdem wir diesen Segen erhalten hatten, kehrten wir glücklich zurück. An diesem Abend hielten wir 12 Nonnen eine religiöse Rede, d.h. Domsum, Gyal-se Laglen, Sherab-leau vor unserem Khenpo, dem Direktor, dem Retreat-Meister und anderen Mitarbeitern und Nonnen. Wir lernten diese Rede von unserem Khenpo Sonam Tsegyal. Er lehrt uns sehr gut. Wir Nonnen bekommen hier in Samtenling eine gute Ausbildung.

Ani Penpa

Samtenling ist ein sehr friedlicher Ort, hat einen Vorsteher, einen Direktor und viele Nonnen. Es ist von Bergen und einem kleinen Wald umgeben. Es gibt verschiedene Arten von Früchten hier und den Gesang verschiedenster Vögel. Einige von ihnen singen sehr schön. Ich bin sehr glücklich hier und habe einen friedvollen Geist. Manchmal spielen wir Basketball. Wir bekommen eine gute Praxis im Dharma. Unser Khenpo ist ein zu achtender junger und weiser Mönch.

Verschiedene Workshops

Grundsätzlich helfen Workshops den Einzelnen dabei, Vertrauen in die verschiedensten Tätigkeitsaspekte in ihrer Gesellschaft zu gewinnen, und dies gilt auch für Nonnen.

Wir sind dankbar für alle Fachleute, die uns ihr Wissen und ihre Erfahrung zur Verfügung gestellt haben.

  • Am 5. Oktober 2002 hatten die Nonnen des Samtenling-Klosters die Gelegenheit, an einem Psycho-Sozialen Training teilzunehmen, das von den Mitarbeitern des Gesundheitsressorts von Dharamsala angeboten wurde. Während des Seminars konnten die Nonnen verschiedene Aspekte, Gesundheit, Geist und Körper betreffend, diskutieren.
  • Am 27. November 2002 nahmen die Mitarbeiter der Bibliothek, das Kloster und die Nonnen in der Songtsen-Bibliothek an einem Verwaltungsworkshop teil. Zu unserem großen Glück waren Frau Kelsang Youdon und Frau Frau Tsering Chodron die erfahrenen und fähigen Leiterinnen. Einige unserer Nonnen nahmen im Rahmen des laufenden Samtenling-Projektes mit dem Ziel teil, Tibetisch-Buddhistische Nonnen für ein Leben in der modernen Welt auszubilden. Diese wichtigen Aktivitäten sollen dazu führen, dass unsere Nonnen zu aktiven Mitgliedern der Gesellschaft werden.

Wir freuen uns auf weitere Workshops in der Zukunft mit noch mehr Möglichkeiten und Aktivitäten.

Vorbereitungen für die Tournee

Zum ersten Mal werden die Drikung-Kagyü-Nonnen im April 2004 im Westen auftreten. Die Cham-Gruppe der Nonnen hat die rituellen Tänze über einen langen Zeitraum ernsthaft praktiziert und wir freuen uns, Ihnen ihre Fortschritte mitteilen und darauf hinweisen zu können, dass das Interesse an diesem religiösen Tanz zugenommen hat. Abhängig von ihrem Interesse, ihrer Fähigkeit, zu tanzen und ihrer Erfahrung in der Gebetspraxis wurden die Nonnen ausgewählt. Sie bereiten sich auf die Europa-Reise vor und sehen ihren Auftritten dort mit großer Begeisterung und einem kleinen bisschen Sorge entgegen.

Seine Heiligkeit Drikung Kyabgön Chetsang Rinpoche hat diese Tour mit dem Ziel des kulturellen Austausches initiiert und auch deshalb, damit unsere Nonnen die Gelegenheit erhalten, westliche Länder kennen zu lernen. Sie sind in europäische Länder wie Deutschland, Schweden, Lettland, die Schweiz, Estland usw. eingeladen. Zwei Monate lang werden sie reisen und auftreten. Wir hoffen, dass wir bei dieser Gelegenheit weitere Unterstützung für die Entwicklung des Klosters sammeln können.

Aus Rundbrief 1/2004