Klasse

Rundbrief des Nonnenklosters Samtenling 2004

Liebe Freunde,

die Nonnen sowie die Mitarbeiterinnen von Drikung Kagyü Samtenling senden Ihnen freundliche Grüße.
Wir haben jetzt sechsundfünfzig Nonnen im Kloster. Dank eines mitfühlenden Sponsors haben sich vierzehn neue Nonnen bei uns eingefunden. Der Sponsor hat uns auch finanzielle Mittel gesandt, damit es uns möglich wird, weitere zweiundzwanzig Nonnen aufzunehmen, die auf der Warteliste stehen. Wir planen, im nächsten Jahr weitere Unterbringungsmöglichkeiten und Schulr äume zu errichten, um sie aufnehmen zu können.

In diesem Winter lehrte Khenchen Könchog Gyaltsen allen Mönchen und Nonnen hier den Gongchig. Jetzt besuchen die Nonnen ihre regulären Klassen. Derzeit sind einige Nonnen in der vierten, andere in der dritten Klasse und wir haben auch noch eine spezielle Klasse. Wir freuen uns, für einige Zeit eine Lehrerin der tibetischen Sprache, Ms. Phurba Dölma, bei uns in der dritten und vierten Klasse begrüßen zu dürfen. Alle lernen freudig und beschäftigen sich mit ihren Gebeten.

Wir haben hier ein Drikung Kagyü Samtenling Arbeitskomitee eingeführt, bestehend aus zehn verantwortlichen Nonnen, unserer Sekretärin und Buchhalterin, Ms. Lhakpa und mir. Wir treffen uns einmal im Monat, um unsere Aktivit äten und die Verwaltung des Klosters zu besprechen.

Ich schloss mich dem Kloster am 13. Oktober 2004 an. Ich komme dreimal in der Woche auf freiwilliger Basis ins Kloster. Es ist unser Ziel, dass die Nonnen ihr Kloster einmal selbst verwalten können. Ich bat das Drikung Kagyü Klosterverwaltungs-Komitee, eine Direktionsassistentin zu bestimmen und die Nonne Yeshi D ölma wurde ausgewählt.

Es ist mir eine große Freude, diese freundlichen und enthusiastischen jungen Frauen zu unterstützen, die so eifrig in ihren Bestrebungen sind, ein spirituelles Leben zu führen und den fühlenden Wesen zu nutzen.
Bleiben Sie in Verbindung. Wir wünschen Ihnen beste Gesundheit, Glück und Freude im neuen Jahr.

Mrs. Namgyal L. Taklha (Direktorin)

Bildung

Alle Nonnen versammelten sich nach ihren zweimonatigen Ferien im Kloster Samtenling. Auch die dreizehn Nonnen, die nach Europa gereist waren, kehrten von Ihrer Cham-Tanz Tournee mit neuen freudvollen Erinnerungen und Erfahrungen einer anderen Kultur zurück.

Eine neue Periode spiritueller und schulischer Aktivitäten begann mit unserem zweiten Sommer-Retreat. Unsere Nonnen mussten ihre Erinnerungen zurücklassen und auf ihrem spirituellen Pfad mit frischem Mut und Vertrauen voranschreiten.

Unser zweites Sommer-Retreat begann am fünfzehnten Tag des sechsten tibetischen Monats. Es endete am dreißigsten Tag des siebten tibetischen Monats. Während des Sommer-Retreats führten unsere Nonnen ihre Studien der buddhistischen Philosophie fort. Diesen Sommer war das Thema ihrer Studien der Abhidharma. Außerdem setzten sie ihre Studien der tibetischen Grammatik fort. Aber wir hatten mehrere Monate lang nur wenig Englischunterricht.

Sobald das Sommer-Retreat vorbei war, begannen die Unterweisungen über den Gongchig Nyimä Nangwa unter der mitfühlenden und weisen Leitung von Ven. Khenchen Könchog Gyaltsen. Die Unterweisungen fanden fast zwei Monate lang in Jangchub Ling statt. Sie wurden von Mönchen, Nonnen und Laien besucht. Einige kamen von weit her, um diese Unterweisungen zu hören. Es waren ungefähr dreihundert Menschen versammelt, die den Lehren mit höchster Aufmerksamkeit folgten. Die Unterweisungen waren eine große Hilfe, um das Verständnis des Buddhadharma zu erweitern.

Der eigentliche Text des Gongchig beinhaltet alle wesentlichen Lehren des Erhabenen Jigten Sumgön über Sutra und Tantra. Der Erhabene Jigten Sumgön war der Gründer der Drikung Kagyü Linie. Der Text wurde zunächst von Chenga Sherab Jungne, einem seiner Hauptschüler, zusammengestellt. Der Gongchig Nyimä Nangwa ist ein Kommentar über den ursprünglichen Gongchig-Text und wurde von Drikung Dharmakirti verfasst.

Unsere Nonnen nahmen an den Unterweisungen mit sehr viel Interesse und Freude teil. Es mag keine Übertreibung sein, wenn man sagt, dass die Unterweisungen für die heutigen Zuhörer so inspirierend waren wie damals vor ca. tausend Jahren unter der Leitung des kostbaren Lehrers.

Nach den Gongchig-Unterweisungen bekam das Kloster eine neue Direktorin, Ms. Namgyal Taklha und eine Reihe neuer Nonnen wurde in unser Kloster aufgenommen. Wir begrüßten zwei unserer ehrenamtlichen Lehrerinnen, Ms. Norzin Shakabpa und Ms. Annika Bjorklund aus Schweden. Sie unterrichteten die neuen Nonnen einige Monate lang. Sie selbst waren ausgebildete Lehrerinnen. Es war schön, sie in unserem Kloster zu haben. Während ich an diesem Artikel schrieb, kam eine neue Lehrerin für tibetische Sprache in unser Kloster, Ms. Phurba Dölma. Zum Schluss beten wir, dass unsere Nonnen eine Inspiration für uns alle werden mögen.

Ani Kunchok Tenzin Chodon (St. Teacher)

Neue Wohnräume

Am 8. Dezember beehrte uns Drikung Kagyü Khenchen Könchog Gyaltsen und weihte die neuen Wohnräume ein. Er übernahm auch die Aufgabe, die alte Klosterleitung zu verabschieden und die neuen Verantwortlichen zu begrüßen. Wir bedankten uns bei Lama Tsewang, der die Verantwortung für den Bau des Klosters Samtenling und das Retreat-Zentrum hatte und der die letzten sieben Jahre und vier Monate der Direktor des Klosters war. Fünf neue Wohnräume als Unterkunft für zwanzig Nonnen wurden eingeweiht. Wir danken besonders dem Ehrwürdigen Yang Tsang Ho von der Glorious Jewel Buddhist Culture Exchange Association aus Taiwan und Ms. Ida van Gulik und E.C.H. Eversdijk Smulders Stichting der Niederlande für ihre finanziellen Mittel, um diese Wohnräume zu errichten.

Ven. Khenchen Rinpoche sagte zu den Nonnen: „Bei allem was ihr tut, ob im Kloster oder im Retreat, müsst ihr allen fühlenden Wesen gegenüber Liebe und Mitgefühl entwickeln. Wir alle wünschen uns Glück und kein Leiden, das gilt für jeden. Man kann Glück im Dharma finden und dieser Pfad ist nicht nur für Mönche und Nonnen, er ist auch für die Laien.“

Drei Jahres Retreat

Sechs Nonnen verweilten drei Jahre lang im Retreat unter Drupön Sönam Kunga im Samtenling Retreat-Zentrum in unserem Nonnenkloster. Drei Nonnen gingen für ihr Drei Jahres Retreat nach Labchi in Nepal. Unglücklicherweise starb eine der drei Nonnen in Labchi nach einer Krankheit. Die anderen beiden sind zurück bei uns in Dehradun.

Kunchok Choedon sagt: „Meine Weggefährtin Rinchen Khando und ich würden gerne unser Leben im Retreat verbringen, weil die Praxis im Retreat ein Weg ist, die Erleuchtung zum Wohl der fühlenden Wesen zu erlangen.“ Es ist sehr vielversprechend, solche Hingabe bei jungen Nonnen wie sie es sind, zu sehen.

Dieses Jahr werden zwölf Nonnen ins Retreat gehen. Ani Kunchok Khando wird ein Semi-Retreat ausführen, da sie ein Problem mit dem Herzen hat. Sie war in den letzten siebzehn Jahren immer wieder zeitweilig im Retreat.

In diesen Tagen werden die Retreat-Räume renoviert und ein neues Abwaschbecken in der Nähe des Kochbereichs installiert. Die Nonnen warten schon gespannt darauf, nach dem tibetischen Neujahr ins Retreat zu gehen.

Lhakpa Chungdak (Sekretärin)

Meine Gedanken und Ziele

Aufgrund meiner geringen Einsicht sind meine Studien und mein Wissen begrenzt, trotzdem möchte ich kurz meine Gedanken und Ziele ausdrücken.

Aufgrund meines Karmas und meiner Gebete in der Vergangenheit habe ich jetzt die Gelegenheit, gelehrten Lamas und Lehrern zu begegnen. Dank ihrer Güte und der Freundlichkeit der Sponsoren habe ich die gute Gelegenheit und das Glück, die Dharma-Unterweisungen zu hören, über sie nachzudenken und zu meditieren.
Ich erkenne die Kostbarkeit und Güte der Lamas und der Lehrer und die Güte der fühlenden Wesen. Im Gegensatz zu früher erkenne ich jetzt, wie kostbar die Wesen sind und meine Motivation nimmt zu.

Ich möchte weiterhin für meinen Lama und meine Lehrer beten und die Güte meiner Eltern erwidern. Zum Wohle und Glück der fühlenden Wesen möchte ich den Dharma erhalten und verbreiten, indem ich den Unterweisungen über die drei Körbe der Lehre zuhöre und sie erkläre. Ich verspreche, mit Freude den Drei Übungen zu folgen, höherem Verhalten, höherer Konzentration und höherer Weisheit.

Ich verfüge nicht über Praxis und Kenntnis des Dharma, aber ich begreife, dass der Dharma es allen fühlenden Wesen ermöglicht, Hilfe und Glück zu erlangen. Mit dieser Motivation gelobe ich, für diese Ziel zu arbeiten.

Ani Rinchen Tsomo

Ich bin eine neue Nonne

Ich bin eine neue Nonne. Ich kam hier am 25. Juli 2003 an. Hauptsächlich kam ich hierher, um die Philosophie des Dharma zu studieren. Zu Anfang war ich ein wenig enttäuscht, denn ich verstand überhaupt nichts, wenn der Abt einen Text lehrte. Sobald ich aber anfing, Tibetisch zu verstehen, wandelte sich die Enttäuschung in Freude und Hoffnung. Alle Nonnen im Nonnenkloster sind freundlich. Einige Nonnen haben mir zu Beginn des Studiums sehr geholfen und ich bin ihnen sehr dankbar.

Durch die Güte des großen Mitfühlenden, Seine Heiligkeit Drikung Kyabgön Chetsang Rinpoche, erhalten alle Nonnen ein sehr gut eingerichtetes Zimmer, Verpflegung und Ausbildung. Ich bin sehr glücklich, hier zu sein. Ich liebe diesen Ort. Überhaupt lebe ich gern in der Abgeschiedenheit und dieses Nonnenkloster liegt völlig abseits der lärmenden Stadt.

Die Ausbildung ist auch gut. Es gibt nicht viele Unterrichtsfächer, so dass man sich auf das Hauptfach, die Philosophie, konzentrieren kann. Meine Perspektive für die Zukunft ist es, eine Meditierende zu werden. Sobald ich ein ausreichendes Verständnis und Wissen in der Philosophie erlangt habe, würde ich gerne den Rest meines Lebens im Retreat verbringen.

Mögen alle fühlenden Wesen Frieden erlangen und mögen sie ihr Ziel ungehindert erreichen.

Konchok Wangmo

Übersetzung: Heinz-Werner Goertz im Januar 2005

Aus Rundbrief 2/2005