Garchen-Rinpoche

Garchen Rinpoches Nachricht bezüglich seines einmonatigen Retreats ab 16. März

Obwohl ich einen Monat lang im Retreat sein werde, können Menschen meine Unterweisungen hören. Da ich im Retreat meditieren werde, verschmilzt mein Geist mit jedem anderen, der auch meditiert. Der meditative Zustand ist der Zustand des Geistes aller Buddhas – sie ruhen immer im natürlichen Zustand des Geistes. Wenn du meditierst, wirst du eins mit meinem und dem Geist aller Buddhas – du wirst eins mit der Natur des Geistes, die wie ein Raum ist und die Geburt und Tod überschreitet. Denke also nicht, dass ich weg bin, weil ich im Retreat bin. Wann immer du meditierst, sind wir zusammen. Welche Tugend du auch praktizierst, es gibt viele Widmungsgebete, um diese Tugenden zu widmen. Oft fordern die Menschen Lamas auf, in ihrem Namen Widmungsgebete zu verrichten. Es besteht eigentlich keine Notwendigkeit, danach zu fragen, da sie diese Widmungsgebete selbst rezitieren sollten. Am Ende der „Sūtra der drei Anhäufungen“  gibt es ein Widmungsgebet, das kurzgefasst und doch vollständig ist. Es kann leicht von jedem rezitiert werden. Ich ermutige euch, dies als Widmungsgebet zu rezitieren, wenn ihr praktiziert:

  • So wie die vergangenen siegreichen Buddhas vollständig gewidmet haben, so wie die zukünftigen siegreichen Buddhas vollständig widmen werden und so wie die jetzt erschienenen siegreichen Buddhas vollständig widmen, ebenso widme auch ich vollständig [alles Heilsame].
  • Ich bekenne jede einzelne all meiner schädlichen Handlungen, erfreue mich sämtlicher Verdienste, fordere alle Buddhas auf [zu lehren] und bitte sie [zu bleiben]. Möge ich das unübertreffliche, wahre, höchste Zeitlose Gewahrsein erlangen!
  • Ihr edlen Wesen, all ihr Siegreichen, die ihr jetzt gerade oder früher erschienen seid oder Euch in Zukunft manifestieren werdet – mit ozeangleichen, grenzenlosen Preisungen eurer Qualitäten nehme ich mit aneinander gelegten Händen zutiefst in Euch alle Zuflucht.

Dies ist die höchste Widmung und sie beinhaltet auch Zuflucht. Es ist mit großem Segen ausgestattet, wie es vom Buddha selbst gesprochen wurde.

Alle meine Schüler – wir sind immer zusammen! Buddha ist wie ein großer Baum. Der Baum weiß, dass seine Zweige und Blätter ihm gehören. Einige Zweige brechen und andere trocknen aus. Dies sind die vielen fühlenden Wesen, die Leiden erfahren. Einige Zweige wissen, dass sie zu einem einzigen Baum gehören. Dies sind jene Wesen, die Buddha verstehen. Diese Zweige trocknen nicht aus. Solange du glaubst, „Ich bin ein eigenständiges Individuum“, wirst du von Karma und plagenden Emotionen kontrolliert und wirst so wie ein trockener oder gebrochener Ast. Einige Zweige eines Baumes trocknen aus, während andere Zweige mit erblühen. Wenn du die Ansicht von Mahāmudrā erkennst, weißt du: „Wir sind alle Zweige desselben Buddha-Baumes. Die Basis unseres Geistes ist ein und dieselbe. “ Saṃsāra und Nirvāṇa haben eine einzige Basis, die wie der Stamm eines Baumes ist. Dieses Wissen wird als „Meditieren im Zustand von Mahāmudrā“ bezeichnet. Meditation bedeutet, die Natur deines Geistes zu betrachten und Liebe und Mitgefühl zu kultivieren, ohne vom Festhalten am Selbst befleckt zu sein. Das ist die Ursache dafür, ein Buddha zu werden. Der Buddha sagte: „Alle fühlenden Wesen sind tatsächlich Buddhas“. Wenn du dies verstehst, hast du die Sichtweise von Mahāmudrā verstanden. Dann wirst du auch verstehen, wie in den 37 Bodhisattva-Übungen gesagt wird, dass „die Art und Weise, wie die Dinge erscheinen, der eigene Geist ist“.

Viele Tashi Delek an alle!

Garchen Rinpoche, 16. März 2020, Chino Valley, USA

Ins Englische übersetzt von Ina Bieler, ins Deutsche von Zofia Smoniewska.