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Eine wunderbare Zeit im Milarepa Retreat Zentrum in Schneverdingen

Vom 15. bis 24. September 2016 fand ein bisher einmaliges Ereignis in Europa statt. S.H. Drikung Kyabgön Chetsang hatte sein Versprechen an die europäische Sangha wahrgemacht und zum ersten Mal in Europa zu den Großen Affenjahr Belehrungen in das Milarepa Retreat Zentrum nach Schneverdingen eingeladen. Da es mein großer Wunsch war, daran teilzunehmen, kamen günstige Bedingungen dazu, so dass ich im Sommer meine Anmeldung nach Schneverdingen schicken konnte. Welche Vorfreude – ich konnte an allen Tagen teilnehmen!

Glücklicherweise fuhr meine Dharma-Freundin Gertrud aus Düsseldorf im Auto mit, sodass auch die vierstündige Autofahrt in die Lüneburger Heide mit kurzweiligen, interessanten Gesprächen und kleinen, gemeinsamen Kaffee­pausen gar nicht mehr so lang erschien. Gertrud war sehr froh, mitfahren zu können, da sie in ihrem Alter nicht mehr in der Lage ist, alleine zu reisen. Diese Gelegenheit, viele ihrer Dharma-Freunde und vor allem ihre Lehrer zu treffen und mit ihnen Zeit zu verbringen, hat sie mit viel Glück erfüllt.

Am Donnerstag fuhren wir von der Autobahn noch ein Stück durch die Lüneburger Heide. Unendlich lange schmale Straßen führen über Land, gesäumt von Bäumen, leider auch oft von hoch gewachsenem Mais, der den Blick auf alte Gehöfte teilweise verstellt. An einer solchen Landstraße bogen wir dann in die Allee ein, die zum Zentrum führt, unverkennbar geschmückt mit vielen tibetischen Fahnen.

mrz_affenjahr2Auf dem Gelände herrschte noch geschäftiges Treiben, eine angespannte Vorbereitungsstimmung, aber auch viele herzliche Begrüßungen der Gäste untereinander, die sich aus allen Teilen der Welt, z.T. nach langer Zeit, wiedertrafen. Das Milarepa-Zentrum ist ein altes, restauriertes Gehöft, dessen Gebäude wie ein kleines Dorf zueinander stehen. Dadurch ergibt sich ein gepflasterter großer Innenplatz, auf dem sich im Laufe des Abends immer mehr Menschengrüppchen trafen. Ein reges Gemurmel und viel Lachen waren zu hören. Die Stimmung entwickelte sich wunderbar vertraut und lebendig. Zur Anmeldung bekam jeder Teilnehmer die Essensmarken, und auch in der Warteschlange zum Essen ging es immer lustig und herzlich zu. Für die große Menschenmenge, die erwartet wurde, war für das gemeinsame Essen ein großes Zelt aufgestellt worden. Die Kapazität der vorhandenen Gompa hätte für so viele Menschen auch nicht gereicht, also war auch für die Einweihungen und Belehrungen ein ebensolches Zelt auf der Wiese errichtet worden.

Die Belehrungen begannen täglich um 10.00 Uhr und endeten um 18.30 Uhr. Das Zelt war wunderbar mit Thangkas, Blumen und Brokatstoffen hergerichtet. Zu diesem Ereignis reisten mit den Lamas eine Vielzahl von Khenpos, Nonnen und Mönchen, sodass auf der Bühne und davor einige Reihen von Ordinierten zu sehen waren, die die Atmosphäre sehr authentisch mitgestalteten. Super organisiert fand ich auch die Übersetzung der Belehrungen in mehrere Sprachen.

Im Laufe der Zeit verringerte sich die Zahl der Teilnehmer etwas, die wohlig, vertraute, herzliche Atmosphäre steigerte sich. Inzwischen konnte ich noch mehr Leute, auch aus anderen Zentren und Ländern kennenlernen und hatte anregende, schöne Gespräche. Das Gelände des Milarepa-Zentrums bietet allen Anwesenden eine Reihe von ruhigen Plätzen, die auch aufgrund des schönen Wetters ausgenutzt wurden, um sich ein wenig zu besinnen
oder sich mit anderen über die interessanten Inhalte der Belehrungen auszutauschen.

Schon am ersten Tag war ich gebeten worden, im bookshop als Helferin einzuspringen. Also stand ich täglich in den Pausen hinter dem Büchertisch, der mit weiteren zwei Verkaufs- und Informationsständen in der eigentlichen Gompa aufgebaut war. Das war eine schöne Aufgabe, denn auch dort kam ich natürlich mit den Menschen ins Gespräch und hatte eine Menge Spaß mit meinen Mitstreitern. Der geräumige Platz der Gompa bot auch noch Raum für die Vorbereitungen einzelner Mönche, die Ritualgegenstände herstellten, die für die Einweihungen gebraucht wurden. Die Situation ergab es, dass wir ihnen dabei über die Schulter gucken durften. Auch hier entwickelte sich im Laufe der Veranstaltung eine warmherzige, fröhliche Stimmung.

Alles in allem, auch wenn ich mich allabendlich aufmachte, um in mein Landhotel zu fahren, hatte ich am Ende auf dem Nachhauseweg erneut das Gefühl, in einem wohligen Kokon gewesen zu sein, der mich eine Weile beschützt und bewahrt und für mein Leben weiterhin bestärkt.

Carina