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Faszinierende Landschaften, Klöster und Menschen im indischen Himalaya

Ein Reise durch Ladakh mit der Teilnahme an den Affenjahr-Belehrungen im Kloster Sharchukul

Nach einem angenehm ruhigen Flug landete unsere Lufthansa-Maschine am 27. Juli 2016 in Delhi. Danach wurde es etwas lebhafter, denn es galt, sieben Personen durch die Einreise-Kontrollen zu schleusen. Wer dies nicht gewohnt ist und es zum ersten Mal miterlebt, kann es als etwas chaotisch empfinden. Aber ein paar Stunden später – es war mittlerweile Morgen – ging unser nächster Flug schon weiter nach Leh.

Meine mittlerweile vorhandene Müdigkeit wurde durch den großartigen, beeindruckenden Ausblick auf eine wunderschöne, von Gegensätzen geprägte Landschaft mit mächtigen, aufragenden Bergen weggeweht. Gegen neun Uhr morgens erreichten wir unser Ziel und landeten auf dem Flughafen von Leh. Es folgte noch einmal das notwendige, unausweichliche Ritual der Formalitäten.

Ani Sabine wartete schon, um uns abzuholen. Mit einem Kleinbus und einem Taxi ging es zum Smanla Guesthouse. Dort wurden wir fürs Erste untergebracht. Die in den letzten Stunden überwundenen 3500 Meter Höhenunterschied forderten ihren Tribut und wir alle mussten uns zunächst ausruhen, um unserem Organismus die nötige Zeit zu geben, die er brauchte, um sich anzupassen.

Erholt besuchten wir am nächsten Tag Ani Palmo in ihrem Kloster in Leh. Sie gab uns, wie ich fand, ein paar sehr inspirierende Worte mit auf unsere weitere Reise.

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Meditation Center oberhalb des Klosters Lamayuru

Am 29. Juli fuhren wir dann auf dem Weg zum Kloster Lamayuru durch eine wunderschöne, imposante Bergwelt. Im weiteren Verlauf bestaunten wir die Größe der Flüsse Indus und Zempar, die sich in einem der Täler vereinigen. Einen Zwischenstopp legten wir bei dem uralten Kloster Wanla ein, das wie viele Klöster in Ladakh, hoch oben auf einem Berg liegt. Es waren viele faszinierende Eindrücke, die ich an diesem Tag mitnahm.

Angekommen in Lamayuru, bezogen wir das Moonland Guesthouse. Es ist mit seinem herrlichen Blumengarten, seiner schönen, ruhigen Lage und seinem leckeren Essen sehr zu empfehlen.

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Statuen in der Naropa-Höhle der Gompa von Lamayuru

Am nächsten Morgen nahmen wir an einer Puja im Kloster Lamayuru teil. Im Anschluss besuchten wir das Re­treat-Zentrum, das auf einem Hügel oberhalb des Klosters liegt. Dort trafen wir uns mit Drubpön Sönam Jorphel Rinpoche, der sorgenvolle Worte über die Schwierigkeiten der heutigen Welt äußerte. Anschließend trafen wir uns bei Khenpo Tashis Familie zum Mittagessen, die, wie die meisten Familien in Ladakh, sehr gastfreundlich war.

Am Nachmittag besuchten wir die Höhle von Atitse. Sie befindet sich an einem Berg und beherbergt 1000 Tara-Statuen. Sie war vor ca. 1000 Jahren die Meditationshöhle von Naropa. Etwas höher gelegen befindet sich eine Heilquelle mit besonderem Wasser, was ich natürlich probieren musste: leckeres, kühles Quellwasser!

Im Nachhinein muss ich sagen, dass dieser Teil der Reise die für mich ergreifendsten Augenblicke enthielt, mit Ausnahme der späteren Belehrungen von S.H. Drikung Kyabgön Chetsang.

Leider ging es am folgenden Tag nach Leh zurück. Auf ungefähr der Hälfte des Rückweges hielten wir am Kloster Alchi an. Es ist ein sehr altes Kloster, das viele Wandmalereien, die häufig Schutzgötter darstellen, beherbergt.

Am nächsten Tag, dem 1. August, fuhren wir von Leh aus zum Kloster Phyang, wo Maskentänze stattfinden sollten. Das Kloster liegt in einem Seitental, umgeben von einem Vegetationsgürtel von Bäumen, Gräsern, Büschen und Blumen. Diese Bepflanzung wurde von S.H. Drikung Kyabgön Chetsang initiiert, wie wir später in einem Gespräch mit ihm erfuhren.

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Maskentänze im Kloster Phyang

Zunächst aber bestaunten wir die farbenfrohen Maskentänze. Meine Mitreisende Ulla und ich saßen zwischen tibetischen Frauen, die uns einen Platz angeboten hatten und die, so glaube ich, noch gerne länger mit uns kommuniziert hätten. Aber schon bald wurden wir von Ani Sabine zu Seiner Heiligkeit geholt. Er berichtete uns von seinem „Go Green Project“ und zeigte uns die neuesten Pläne.

Leider ging es Ani Sabine zu diesem Zeitpunkt sehr schlecht, so dass die anderen sechs Frauen unserer Gruppe ihre Ausflüge am 2. und 3. August in Leh alleine unternehmen mussten, während ich Ani Sabine zum Krankenhaus begleitete. Auf ärztlichen Rat musste sie leider am 4. August nach Deutschland zurückfliegen. Ich übernahm daraufhin zusammen mit Tseten die Organisation für den Rest der Reise.

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Stupa und Gebetsfahnen auf dem Changla Pass

Wie geplant fuhren wir am 4. August über den ca. 5300 Meter hohen Changla Pass nach Tangtse. Die Luft ist dort schon sehr dünn, aber man wird mit einem erhebenden Gefühl belohnt, wenn man die Bergriesen, die mit ewigem Schnee bedeckt sind, betrachtet.

In Tangtse angekommen, bezogen wir als erstes unser Guesthouse, das wir für die nächsten acht Tage bewohnen würden. In dieser Zeit erlebten wir die einfache Lebensweise der Bergbewohner. Haarewaschen konnte man nur mit kaltem Wasser, Strom gab es nur von 19:30 bis 23:00 Uhr, kein Internet und auch keinen Handy-Empfang.

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Der Pangong-See

Nach einer einfachen, aber guten Mahlzeit – Nudelsuppe mit Gemüse – fuhren wir zum Pagong-See. Es ist ein herrlicher Bergsee, der China von Indien trennt. Man hat dort eine hervorragende Aussicht auf den Himalaya. Leider konnten wir nicht lange bleiben, unser Fahrer drängelte, da er zurück nach Leh müsse.

Vom 5. bis 12. August wurden wir jeden Morgen gegen ca. 7 Uhr abgeholt und mit einem Kleinbus zu dem ungefähr 10 km entfernt liegenden Kloster Sharchukul transportiert, in dem die Affenjahr-Belehrungen in diesem Jahr stattfanden.

Das Frühstück sowie auch die meisten anderen Mahlzeiten nahmen wir im Kloster gemeinsam mit anderen Besuchern ein, die sich aus Einheimischen, Ladakhis, Tibetern und zahlreichen Vertretern der unterschiedlichsten Nationen zusammensetzte.

Direkt am ersten Tag wohnten wir der Einweihung des Buddha Shakyamuni Thangka bei. Das Thangka ist ca. 20 m hoch und 6-7 m breit. Als besonderer Augenblick erwies sich das Erscheinen S.H. Drikung Kyabgön Chetsang, denn just mit seiner Ankunft, entstand am Himmel ein wunderschöner, kreisförmiger Regenbogen.

kloster-am-bergAm nächsten Tag folgten Unterweisungen und Ermächtigungen zu Buddha Shakyamuni. Darauf folgend feierten wir den Geburtstag von Seiner Heiligkeit mit Tänzen und Gesängen. Am Nachmittag fuhren wir im Auto-Tross von Seiner Heiligkeit mit, um seine in vielen Seitentälern gelegenen „Go Green“ Projekte vor Ort zu besuchen. Es waren mindestens acht, alleine in dieser Gegend. Jedes Mal wurden wir beim Besuch mit Fruchtreis und Chai oder Buttertee bewirtet. Ich persönlich favorisierte den Reis und Chai-Tee. Dem Buttertee konnte ich nicht viel abgewinnen, aber einige aus unserer Gruppe mochten ihn.

Ab dem 8. August gab es von morgens bis mittags die großen Drikung Bodhicitta Übertragungen. Am Nachmittag fuhr unsere Gruppe in die Unterkunft zurück, um Zeit zu haben, diese schwierigen Dharma-Belehrungen zu verarbeiten. Später erkundeten wir in immer wieder wechselnden Gruppen die Umgebung von Tangtse und wanderten auch zu einem kleinen Kloster, das auf einer Felsnase lag. Dieses Kloster ist Jigten Sumgön geweiht.

Am 12. August erhielten wir die Drikung Phowa Übertragung und eine Guru Dragpo Einweihung. Anschließend begann die Langlebenszeremonie, für S.H. Drikung Kyabgön Chetsang.

Wir hatten unser Reiseutensilien schon morgens gepackt, so dass wir am Nachmittag über den Chang La Pass direkt in Richtung Leh losfahren konnten. Unglücklicherweise gab unser Bus ungefähr einen halben Kilometer vor dem Pass seinen Geist auf. Aber glücklicherweise konnte unser Fahrer mit Hilfe eines anderen Ladakhi, der uns überholte und dann angehalten hatte, den Bus vor Ort wieder zu reparieren, so dass wir abends, wie vorgesehen, Leh erreichten. Am nächsten Tag ruhten wir Frauen uns aus, denn diese Woche war doch recht anstrengend gewesen.

Am 14. August hatte ich mich mit Thubten, dem Freund meines Dharma-Freundes Adi, im Kloster Thikse verabredet. Wir besichtigten das Kloster und bewunderten die grandiose Umgebung von den oberen Etagen aus. Danach begaben wir uns zum alten Königspalast von Shey. In ihm befindet sich eine Statue des stehenden Buddha, die ca. 20 m hoch ist. Sie wurde aus einer Legierung von 40% Gold und 60% Bronze gefertigt und ist aus dem 15. Jahrhundert. Thubten lud mich zu einem Besuch bei seiner Familie ein. Dort lernte ich seine reizende Tochter Stanzin kennen.

Den nächsten Tag verbrachten wir mit packen, Souvenirs besorgen und dem Sammeln letzter Eindrücke, denn am nächsten Tag, dem 16. August, mussten wir morgens den Rückflug antreten. Zurück in Delhi trafen wir Chökyi, die uns ins tibetische Viertel brachte, wo wir für die letzten 10 Stunden Aufenthalt ein Hotel bezogen. Wir gingen mit ihr am Nachmittag in einem guten, indischen Restaurant essen. Am Abend flogen wir zurück nach Deutschland. Nach der Ankunft verabschiedete sich die kleine Gruppe voneinander und kehrte in ihre heimatlichen Regionen zurück.

Mein Fazit ist, dass es eine faszinierende Reise war, die mir viele neue Erfahrungen und Eindrücke beschert hat.

Conny Blank