Schon der direkte Flug von Frankfurt nach Phönix, Arizona war ein Erlebnis durch die klare Sicht auf die Küste von Labrador bis dann kurz vor der Landung noch die Rocky Mountains auftauchten. Die Fahrt von Phoenix nach Prescott/Chino Valley durch wüstenartige Gebiete mit riesigen Kakteen ließ uns neugierig werden auf das Zentrum und seine Lage in dieser eigenartigen Landschaft. Nach ca. drei Fahrstunden kamen wir im Zentrum an und unser Wagen parkte direkt vor Rinpoches Haus. Rinpoche sowie seine Assistenten Abo und Bu Nyima begrüßten uns herzlich. Unsere Freude war vollkommen!
Das Zentrum "Ari Gar Zangzub Chöling" liegt auf einem Hügel ca. zwanzig Minuten Fahrzeit abseits der großen Straße, die durch Chino Valley führt. Der Hügel mit dem Anwesen des Zentrums grenzt an die Gebiete weniger Ranchs, deren Wohnhäuser aber zu weit weg liegen, um die beeindruckende Stille zu stören.
Das amerikanische Garchen Institut besteht aus einer Gruppe von Gebäuden (Gompa, Stupa, Versammlungshaus mit Küche, Büro) sowie S.E. Gar Rinpoches Haus und zwei Gästehäusern, die lose verteilt etwas entfernt von der Gompa angelegt sind. Die einfache Bauart sowie die Farbwahl der Häuser passen wunderbar in die karge, steinige Landschaft, die nur durch die uralten Wacholdersträucher und -bäume etwas aufgelockert wird.
Am ersten Abend schauten wir von unserem Gästezimmer aus dem Sonnenuntergang zu. Die Aussicht auf die weite Ebene am Fuße des Hügels war atemberaubend! Später in der Nacht konnte man die vielen Lichter von Prescott sehen.
In der Mitte unseres Kurzbesuchs lag das Fest des tibetischen Neujahrs (13. Februar 2002). Rinpoche und seine amerikanischen Helfer hatten die Sangha zu einer gemeinsamen ‚Guru-Yoga Puja‘ eingeladen. Später war ein gemütliches Zusammensitzen mit hauseigenem sowie mitgebrachtem Essen angesagt.
An besagtem Tag saßen sicherlich an die hundert Personen in der Gompa. Der große Versammlungsraum der Gompa ist schlicht gehalten mit einem einfachen Altar, großen Fenstern, die viel Licht in den Raum lassen und Holzboden. Nur wenige Thankas und Statuen sowie einige Teppiche erinnern an die Tradition des tibetischen Buddhismus. Zu unserem Erstaunen wurde die gesamte Feier und auch die ‚Guru-Yoga Puja‘ in Englisch abgehalten.
Beim gemeinsamen Essen gewannen wir etwas mehr Einsicht in die Organisation sowie die Gepflogenheiten der amerikanischen Sangha, denn durch die Offenheit und Kontaktfreudigkeit der Amerikaner ist es sehr leicht, mit ihnen ins Gespräch zu kommen.
An jenem Tag wurde auch die damals erst kürzlich fertiggestellte Stupa etwas gefeiert (die offizielle Einweihungsfeier erfolgte im April 2002 von S.H. Chetsang Rinpoche). Die Stupa steht nördlich der Gompa am höchsten Punkt des Zentrumshügels und besteht als Hauptteil aus einer Säule, die im oberen Teil dem großen Stupa von Boudhanath in Kathmandu gleicht und im unteren Teil von einem achteckigen Raum mit Fenstern umgeben ist. Auf diese Weise ist es möglich, die Stupa sowohl zu umrunden als auch im inneren der Stupa um die Hauptsäule herum zu sitzen und zu meditieren. Rinpoche sagte auch, dass die Stupa mit vielen kostbaren Reliquien gefüllt sei. Wir fanden die Bauart der Stupa eine wunderbare Mischung aus neuen und alten Elementen.
Die Tage vergingen wie im Flug und wir waren traurig, als wir uns wieder auf den Heimweg machen mussten.
"Ari Gar Zangzub Chöling" ist ein schönes Zentrum in einer besonderen Landschaft. Die Atmosphäre dort lädt zum Verweilen und Meditieren ein und ist gesegnet von S.E. Gar Rinpoches immenser Güte und Weisheit!
Maud und Ingrid Zehnder
Aus Rundbrief 1/2003