karuna

Große Ordination für Nonnen und Dharma-Lehrer in Los Angeles, Dezember 2004

Einleitung

Am 11. Dezember 2004 fand die Große Ordinations-Zeremonie im International Buddhist Meditation Center (IBMC) im Stadtteil Korea-Town in Los Angeles, Kalifornien, statt. Es war ein großer Erfolg und ein denkwürdiges Ereignis von internationalem Interesse.

Die Ordinations-Zeremonie wurde von Thuong Tao Ven. Thich Man-Giac, dem Abt des vietnamesischen Tempels, und Su-Ba Thich-Nu An-Tu (Ven. Dr. Karuna Dharma), der Äbtissen des IBMC, geleitet und von weiteren Mönchen und Nonnen aus Vietnam, Sri Lanka, Korea, Tibet und Amerika begleitet, die ihre Aufgaben als Ordinations-Meister/innen und Zeugen wahrnahmen.

An der Großen Ordination im Dezember 2004 nahmen westliche Praktizierende aus der ganzen Welt teil, um, zusammen mit asiatischen Ordinierten, verschiedene Gelübde zu nehmen. Die Ordination war insbesondere für westliche Nonnen der tibetischen Tradition eine Möglichkeit, die Gelübde einer voll-ordinierten Nonne (Skrt. Bhikshuni, Pali: Bhikkhuni) zu erhalten. Außer der Ordination für Nonnen gab es auch die Ordination für Dharma-Lehrer (Zen-Priester, die in der Familie oder einem Zentrum leben), wie sie von Ven. Thich Thien-An entsprechend der japanischen Tradition eingeführt wurde, sowie die Übertragung der Laien- und Novizengelübde. Freunde und Familienangehörige waren als Gäste anwesend und nahmen an den anschließenden Feierlichkeiten teil.

Zur Entwicklungsgeschichte der Bhikshuni-Ordination

Da die Übertragung der vollen Ordination für Nonnen  in den Theravada-Ländern seit fast tausend Jahren abgebrochen war und auch nicht mehr in Indien existierte, bevor der Buddhismus nach Tibet kam, wurde die Bhikshuni-Ordination niemals in Tibet eingeführt. Das bedeutet, dass es für Frauen, die dem Theravada-Buddhismus oder dem tibetischen Buddhismus (Vajrayana) folgen, schwierig ist, eine volle Ordination zu erhalten.

In den Texten des Vinaya gibt es genaue Erklärungen über die Voraussetzungen, die von den Meistern/Meisterinnen sowie von den Anwärterinnen zu erfüllen sind, damit eine Ordination wirksam übertragen werden kann. So ist es notwendig, dass eine bestimmte Anzahl von Bhikshunis zusammen kommen muss, damit sie eine Große Ordination durchführen können. Außerdem müssen die Anwärterinnen von der Bhikshu-Sangha aufgenommen werden, die ebenfalls bei der Ordination anwesend sein müssen. Diese Ordinierten müssen eine bestimmte Anzahl von Jahren ihre Gelübde eingehalten haben, bevor sie die Gelübde an andere weitergeben können.

Die tibetischen Nonnen erhielten daher verschiedene vorbereitende Gelübde, wenn sie in einem Kloster lebten. So lebten sie zwar nach den monastischen Regeln des Klosters, konnten aber keine Übertragung der Bhikshuni-Ordination erhalten.

Der Bhikshuni-Orden starb aber nie in China, Korea und Vietnam aus. Für Frauen in diesen Traditionen war es daher viel einfacher, die vollständige Ordination zu erhalten. In den letzten Jahrzehnten gingen Nonnen aus Sri Lanka und anderen Ländern in die Klöster dieser Traditionen, in denen sie an entsprechenden Zeremonien teilnehmen konnten, um die volle Übertragung der Ordination zu erhalten. Ebenso gibt es auch eine Anzahl westlicher Nonnen, die auf diese Weise die volle Ordination erhalten konnten. Auf diese Weise soll die Übertragung wieder in die eigenen Traditionen zurückgebracht werden.

Wie konnte man aber eine volle Ordination in einem nicht-buddhistischen Land erhalten, in dem es keine ausreichende Anzahl von Mönchen und Nonnen gab, um diese durchzuführen? Die Regeln des Vinaya erklären, dass, wenn es nicht genügend Bhikshunis im der Umgebung gibt, sie die Erlaubnis von einer Gruppe von Bhikshunis einer anderen Gegend erhalten können. So wurde es anfangs in den Staaten gemacht:

1976 hatten sich Nonnen von Fo Kwan Shan aus Taiwan in Los Angeles aufgehalten, um damit zu beginnen, einen Tempel für ihre Anhänger dort aufzubauen. Ven. Dr. Thich Thien-An, der Abt des IBMC erklärte ihnen, dass er eine Bhikshuni ordinieren wollte und bat sie um ihre Erlaubnis, dies zu tun. Sie stimmten bereitwillig zu. So konnte Ven. Karuna Dharma in Los Angeles ordiniert werden und später selbst die Übertragung der Gelübde weitergeben. Damit wurde sie eine der ersten Frauen, die in Amerika die volle Ordination erhielt und die erste Amerikanerin, die als Bhikshuni in der vietnamesichen Zen-Tradition ordiniert wurde.

Seit 1976 haben sich viele Nonnen aus Taiwan, Hong Kong, Korea und Vietnam in Los Angeles niedergelassen und auch Theravada-Nonnen aus Sri Lanka und Thailand erhielten die Bhikshuni-Ordination. Dadurch gab es bereits genügend Bhikshunis für eine Ordination in Amerika, als Ven. Karuna selbst die erste Ordination vor 10 Jahren (1994) leitete.

Inzwischen gibt es auch in verschiedenen Ländern eine ausreichende Anzahl von voll ordinierten Nonnen und Mönchen, die lange genug ordiniert sind, um eine Große Ordination durchzuführen, wenn genügend Teilnehmer mit entsprechenden Voraussetzungen zusammen kommen. Dennoch ist es noch selten, dass diese für westliche Ordinierte durchgeführt wird und man die Möglichkeit findet, daran teilzunehmen. Daher war das Angebot des IBMC für die Teilnehmer eine besonders kostbare Gelegenheit, die höheren Gelübde zu erhalten.

IBMC International Buddhist Meditation Center

Das IBMC – International Buddhist Meditation Center in Los Angeles wurde 1970 von Ven. Dr. Thich Thien-An als erster vietnamesischer Tempel in den USA gegründet. Es besteht aus fünf Häusern, die im koreanischen Viertel von Los Angeles stehen. Thich Thien-An ist ein Gelehrter und Zen-Meister aus Vietnam. Er kam als Gast-Professor in die USA und gründete auf Drängen seiner Schüler das Zentrum, um ihnen einen Platz zur Verfügung zu stellen, an dem sie meditieren und den buddhistischen Pfad praktizieren konnten.

Das IBMC war eines der ersten Zentren in den USA, die insbesondere auch auf Praktizierende aus dem Westen ausgerichtet waren. Aus diesem Zentrum gingen später weitere Tempel hervor, die von Mönchen gegründet wurden, nachdem sie im Zentrum ausgebildet wurden und qualifiziert genug waren, um einen eigenen Platz aufzubauen. Es war zudem der erste amerikanische Tempel, in dem Menschen aus dem Westen als voll ordinierte Mönche (Bhikshus) und Nonnen (Bhikshunis) ordiniert wurden.

So erhielt Ven. Karuna Dharma ihre volle Ordination 1976 durch Ven. Thich Tien-An und die Nonnen des Fo Kwan Shan-Tempels aus Taiwan. Dr. Thien-An erklärte auch, dass es für Amerikaner/innen angemessen ist, wenn sie von allen Traditionen des Sangha ordiniert werden. Auf diese Weise hatte Ven. Karuna ihre Sramanerika-Ordination von ihren Meistern Ven. Thich Thien-An, Ven. Shuan Hua aus dem Gold Mountain Zentrum, San Francisco und einem japanischen Würdenträger erhalten. Diese Traditionen wurden von Ven. Karuna Dharma weitergetragen.

Von Thich Thien wurde auch die Ordination der Dharma-Lehrer mit 25 Gelübden entsprechend der japanischen Tradition in Amerika eingeführt, mit der er durch seinen früheren Aufenthalt in Japan vertraut war.
Obwohl sie nicht unbedingt im Zölibat leben und weniger Gelübde haben wie voll-ordinierte Mönche, genießen sie dort als Äbte großer Klöster und als Dharma-Lehrer ein hohes Ansehen. Diese Gelübde wurden in verschiedenen Stufen an Schüler weiter gegeben, die nicht als Mönche oder Nonnen in einem Kloster leben möchten, sondern sich neben ihrer Familie entsprechenden Aufgaben widmen und als Priester oder Dharma-Lehrer aktiv sind. Thich An erkannte, dass viele Wester großes Interesse und Hingabe an den Dharma haben. Obwohl sie nicht den Rest ihres Lebens in einem Kloster verbringen können, haben sie durch die Dharma-Lehrer-Ordination die Möglichkeit, große Fortschritte auf dem Pfad zu machen.

Nachdem Thich Thien-An 1980 starb, wurde Ven. Dr. Karuna Dharma, die das Zentrum mit gegründet hatte, zur Äbtissin des Zentrums ausgewählt. Unter ihrer Leitung führen ordinierte Mönche, Nonnen und Dharma-LehrerInnen die Aktivitäten des Zentrums weiter.

1981 fand die erste Große Ordination unter Ven. Thich Man-Giac, dem Abt des vietnamesischen Tempels, statt, die zum ersten Mal vollständig in englischer Sprache abgehalten wurde. Die Große Ordination 1994 war dann die erste Ordination, bei der die Zeremonie von einer Frau (Ven. Karuna) geleitet wurde und die erste, bei der westliche Schüler von asiatischen Meistern ihre eigenen Schüler ordinierten. Dabei stand Ven. Karuna Dharma zusammen mit Ven. Dr. Ratanasara (als Uppajaya) der Ordination vor, bei der verschiedene Stufen von Gelübden in allen drei Traditionen (Theravada, Mahayana und Vajrayana) erteilt wurden.

1997 gab Ven. Karuna Dharma zusammen mit Ven. Dr. Havanpola Ratanasara ihre zweite Große Ordination. Ihre dritte Ordination im Dezember 2004 leitete Ven. Karuna Dharma wieder zusammen mit Ven. Thich Man-Giac. Dies wird vielleicht ihre letzte Ordination sein, da sie aus gesundheitlichen Gründen keine weitere Ordination übertragen möchte. So ist es wichtig, dass bald entsprechende Übertragungen von den in den letzten Jahren Ordinierten in ihrer eigenen Tradition und auch in westlichen Ländern durchgeführt werden.

Ven. Dr. Karuna Dharma (Su-Ba Thich-Nu An-Tu)

wurde als Tochter amerikanischer Baptisten geboren und lernte während ihres Studiums ihren Mann kennen. Nachdem ihre Tochter geboren war, schloss sie ihr Studium (B.A. in Englisch) in UCLA ab. 1969 wurde ihre Ehe geschieden. Sie erhielt weitere Studienabschlüsse (M.A.) für das Sekundarschulwesen und vergleichende Religionswissenschaften.

1969 traf Ven. Karuna Dharma ihren Lehrer, Thich Tien-An und begann ihre buddhistischen Studien. Sie half Dr. Thien-An, das IBMC und Chua Vietnam, den ersten vietnamesischen Tempel der USA, in Los Angeles aufzubauen, sowie beim Aufbau des College of Oriental Studies. Sie erhielt 1973 die buddhistischen Atthangha-sila-Regeln und 1976 die volle Ordination zur buddhistischen Nonne (Bhikshuni) durch Ven. Thich Tien-An und Nonnen des Fo Kwan Shan-Tempels aus Taiwan.

1979 schloss Dr. Karuna Dharma ihre Studien an der University of Oriental Studies ab und übernahm 1980 nach dem Tod von Thich Tien-An die Leitung des IBMC. Heute führen andere Ordinierte und von ihr ausgebildeten Dharma-Lehrer das Zentrum unter ihrer Anleitung weiter.  Sie führt Zeremonien durch, unterrichtet die buddhistische Lehre und bringt sich im interreligiösen Dialog sowie inner-buddhistischen Arbeiten ein.

Dr. Karuna Dharma war Präsidentin des American Buddhist Congress, Vize-Präsidentin des Buddhist Sangha Council und College of Buddhist Studies sowie ein Gründungsmitglied von Sakyadhita, der Internationalen Gemeinschaft von buddhistischen Frauen. Ven. Karuna ist ein aktives und geehrtes Mitglied der buddhistischen Gemeinde in Los Angeles.

Man mag annehmen, dass sie als Frau in einer Religion, in der manche Traditionen die volle Ordination für Frauen nicht durchführen, wenig Einfluss hat. Aber das ist nicht der Fall. Sie hat enge Verbindungen mit den Kloster-Vorständen und wird von den Mönchen aus allen Traditionen hoch angesehen und unterstützt. Wenn Dharma-Arbeit getan wurde, hat Ven. Karuna nie erlaubt, dass aufgrund des Geschlechts Unterschiede gemacht wurden.

Ven. Karuna spielte bereits bei der Großen Ordination 1981, die von Ven. Thich Man-Giac geleitet wurde, eine wichtige Rolle. 1994 stand sie dann zusammen mit Ven. Dr. Ratanasara ihrer ersten Ordination vor und 1997 gab sie eine zweite Ordination, bei der sie die Aufgabe der Uppajaya mit Ven. Dr. Havanpla Ratanasara teilte. Auf Grund der Folgen eines Schlaganfalls hat Ven. Karuna Dharma lange gezögert, noch eine dritte Ordination zu erteilen. Schließlich hat sie den wiederholten Anfragen doch noch einmal nachgegeben und mit großem Mitgefühl die neuen Anwärter angeleitet und durch den Prozess der Ordination begleitet.

Die Große Ordination 2004

Ven. Kelsang Chitta Karuna, eine buddhistische Nonne der tibetischen Tradition, die seit einigen Jahren in IBMC lebt, begann ein Jahr vorher mit der Planung, nachdem Ven. Karuna ihren wiederholten Bitten um die Durchführung einer Großen Ordination nachgegeben hatte. Sie benachrichtigten alle Nonnen, von denen sie wussten, dass sie Interesse daran hatten, die Bhikshuni-Ordination zu erhalten, und fragten bei vielen Zentren und Klöstern an, die sie im Internet finden konnten. Außerdem gaben sie das Ereignis auch im Internet bekannt und nahmen Informationen zu buddhistischen Konferenzen und Versammlungen mit, die sie während des Jahres besuchten.

Die Ordination stand sowohl Mönchen als auch Nonnen offen, die mindestens seit zwei Jahren als Sramanera/Sramanerika (Novizen) ordiniert waren. Neben der Ordination für Bhikshus und Bhikshunis wurden auch andere Stufen der Gelübde wie die Gelübde für Anagarika, Atthangasila, Sramanerika, sowie die 25 Gelübde für Dharma-Lehrer angeboten. Die Einladung richtete sich aber insbesondere an die tibetischen Nonnen, da man sich über die seltene Möglichkeit einer höheren Ordination für diese bewusst war.

Zur Vorbereitung gehörte, dass alle Teilnehmer/innen eine entsprechende Erlaubnis von ihrem Lehrer, dem Abt oder spirituellen Meister, sowie die Zertifikate ihrer bisherigen Ordinationen einreichten und ein Anmeldeformular des IBMC ausfüllten. Es war eine Teilnahme an einem vorbereitenden Training verbindlich notwendig, dass zwei Wochen vor der Ordinations-Zeremonie begann.

Es ist nicht verwunderlich, dass das Angebot insbesondere von Frauen der tibetischen Traditionen wahrgenommen wurde, die bereits seit einigen Jahren als Sramanerikas (Noviz-Nonnen) lebten und noch keine Möglichkeit hatten, die volle Ordination zu erhalten. Außerdem nahmen eine Nonne aus dem Theravada, eine aus der koreanischen Tradition sowie drei vietnamesische Nonnen teil.

Schließlich trafen Nonnen aus der ganzen Welt in LA ein, um am 18. November mit dem zweiwöchigen Training zu beginnen, bei dem sie sich insbesondere unter der Anleitung von Ven. Dr. Karuna auf die Ordination vorbereiten konnten. Sie kamen aus Spanien, Deutschland, der Schweiz, Australien, British Columbia, Nova Scotia, Kanada und den USA. Im IBMC trafen sie mit drei vietnamesichen Nonnen, einer amerikanischen Nonne aus der koreanischen Tradition und Ani Chitta aus der tibetischen Tradition, die im Zentrum lebte, zusammen.

Die meisten Teilnehmerinnen kamen also aus den verschiedenen tibetischen Traditionen und viele sind sich vorher nie begegnet. Es war wunderbar, zu beobachten, wie alle Sramanerikas, die zwischen 33 und 68 Jahren alt waren, während dieser Zeit zusammen lebten und eine Familie bildeten, die ohne Spannungen miteinancer arbeitete. Ihr Ordinations-Alter entsprechend ihrer vorherigen Ordination als Sramanerika betrug zwischen zwei und 14 Jahre.

Vorbereitungen

Zu Beginn des Trainings wurde das gesamte Grundstück durch einen zeremoniellen Rundgang unter der Leitung von Ven. Karuna Dharma gesegnet und eingegrenzt.

Zwei Wochen lang übten die Nonnen zusammen. Es war ein volles Programm, das in den Morgenstunden begann. Vor dem Frühstück wurden gemeinsam Meditationen und Rezitationen ausgeführt und die Zeremonie der 108 Verbeugungen verrichtet, tagsüber und abends erhielten sie Erklärungen und Vorträge von Ven. Dr. Karuna Dharma, Ven. Havanpola Shanti und Rev. Vajra.

Ven. Havanpola Shanti, ein Mönch aus Sri Lanka und stellvertretender Abt des IBMC, lehrte am Vormittag. Zunächst gab er Erklärungen über die Verantwortung von Lehrer und Schüler. Außerdem lernten die Teilnehmerinnen Grundbegriffe des Pali kennen. Sehr lebendig waren Gespräche über die Bedeutung der Regeln im Zusammenhang mit dem Klosterleben, wie es Ven. Shanti in Sri Lanka kennen gelernt hatte und wie er damit in Amerika umging.

Ven. Dr. Karuna Dharma gab am Nachmittag Erklärungen zum Vinaya. Diese waren nur für die Sramanerikas bestimmt, die die volle Ordination erhalten wollten. Dabei wurden die 348 Gelübde der Dharmagupta-Übertragung besprochen. Durch Texte, in denen die Entstehung der einzelnen Gelübde beschrieben ist, und weitere Erklärungen zur Aufteilung der Gruppen der Gelübde entstand ein Verständnis darüber, in welchem Zusammenhang die einzelnen Regeln zu sehen sind, wie sie einzuhalten sind und wie sie ggf. wiederhergestellt werden können.

Es zeigte sich, dass die praktischen Erfahrungen von Ven. Karuna Dharma als westliche Nonne in einem westlichen Land für die Teilnehmerinnen einen besonderen Wert hatte. Da nur wenige in einem Kloster oder einer klosterähnlichen Gemeinschaft lebten, benötigten sie Anweisungen, wie in dieser Situation mit einigen Regeln umzugehen ist. Ven. Karuna konnte gerade diese Fragen beantworten und die Anwesenden ermutigen, ihren Weg zuversichtlich weiter zu gehen.

Am Nachmittag trafen sich alle zu einer Gesprächsgruppe, in der darüber diskutiert wurde, wie man einzelne Regeln außerhalb eines Klosters anwenden kann. Außerdem wurde überlegt, wie man eine klosterähnliche Gemeinschaft einrichten und in ihr leben kann. Neben den inhaltlichen Fragen lernten sich die Teilnehmerinnen auch persönlich besser kennen und entdeckten Gemeinsamkeiten in ihrem Interesse an einem monastischen Leben. Es entstand das Bedürfnis, als Gruppe weiter in Kontakt zu bleiben und Fragen gemeinsam zu besprechen.

Rev. Vajra, ein Zen-Dharma-Lehrer des IBMC, lehrte am Abend über die geschichtliche Entwicklung der verschiedenen Traditionen und die Anwendung in der heutigen Zeit. Er verfügte über ein umfangreiches Wissen und konnte zahlreiche Fragen beantworten. Diese Erklärungen waren insbesondere für die Dharma-Lehrer gedacht, aber auch die Nonnen konnten daran teilnehmen, wenn es ihre Zeit erlaubte.

Die Gruppe wurde in sechs Arbeitsgruppen eingeteilt: drei bereiteten das Frühstück vor, drei das Mittagessen und drei das Abendessen, zusammen mit drei Reinigungsgruppen, die nach jeder Mahlzeit aufräumten und saubermachten. Außerdem wurde täglich Samu praktiziert, bei dem die Räume und das Grundstück gereinigt wurden. Einige Nonnen nähten noch an den Roben und so gab es immer etwas zu tun. In den letzten Tagen vor der Ordination wurden gemeinsam die Räume für die Zeremonie (der Hauptteil der Ordination fand in dem Raum statt, der vorher als Schlafsaal für die Nonnen diente) und das Grundstück für die anschließenden Feierlichkeiten vorbereitet. Dabei wurden auch Blumengestecke angefertigt und zahlreiche Gebetsfahnen zusammengenäht und aufgehängt.

An manchen Tagen fanden Gedenk-Veranstaltungen statt, da während dieser Zeit Lehrer und Familienmitglieder der Anwesenden gestorben sind. An einem Wochenende wurden zwei Kleinbusse angemietet, so dass die Gruppe verschiedene buddhistische Einrichtungen in Los Angeles besuchen konnte, die auch eng mit dem IBMC in Verbindung stehen. Dazu gehörte der Besuch eines buddhistischen Buchladens, eines tailändischen und eines taiwanesichen Tempels und eines tibetischen Zentrums. Insbesondere die asiatischen Tempel beeindruckten durch die Größe der Anlagen und es waren zahlreiche Mönche und Nonnen dort zu sehen.

Trotz aller Aktivitäten gab es auch etwas Zeit zum Ausruhen und für gesellschaftliches Beisammensein. Auf diese Weise wurden alle zu einer liebevollen, großen Familie, die sicherlich diese tiefe karmische Verbindung für viele Leben fortsetzen wird.
Außerdem gab es Vorbereitungen für die Ordination von sechs Zen-Priestern, zwei Noviz-Zen-Priestern, einer Sramanerika (Noviz-Nonne), einer Anagarika (volle Laiengelübde) und vier Atthangashila-Anwärtern (mit acht Gelübden). An der Dharma-Lehrer-Ordination nahmen vor allem Schüler/innen des IBMC teil, die entsprechend ausgebildet waren.

Vor der Großen Ordination fand Dokusan statt, bei dem alle KandidatInnen die Möglichkeit zu einer formeller Begegnung mit Ven. Karuna Dharma erhielten, während die anderen im Zendo meditierten. Hierbei wurde über die Entscheidung zur Ordination gesprochen und die persönliche Genehmigung zur Teilnahme an der Ordination erteilt. Schließlich fand am letzten Abend vor der Ordination eine gemeinsame Probe statt, damit alle TeilnehrInnen mit dem Ablauf der Rituale vertraut wurden.

Die Ordinations-Zeremonie

Für die Durchführung der Ordination am 11. Dez. 2004 wurden Bhikshus und Bhikshunis als MeisterInnen aus allen drei Haupt-Traditionen: Theravada, Mahayana und Vajrayana eingeladen. Sie repräsentierten Shri Lanka, Thailand, China, Korea, Vietnam, Tibet und Japan sowie Amerika. Die meisten kamen direkt aus einem der großen asiatischen Klöster, die inzwischen in LA entstanden waren und die in sehr engem Kontakt zum IBMC stehen.

Die Ordinations-Zeremonie wurde geleitet von Thuong Tao Ven. Thich Man-Giax, dem Abt des vietnamesischen Tempels, und Su-Ba Thich-Nu An-Tu (Ven. Dr. Karuna Dharma), der Äbtissin von IBMC, als Ordinations-Meister und -Meisterin. Es gab zwei stellvertretende Ordinations-MeisterInnen und zwei Vinaya-Acharyas. Diese sechs kamen aus Vietnam, Sri Lanka, Korea und Amerika.

Außerdem nahmen Nonnen und Mönche entsprechend den Anweisungen der Ordensregeln als Zeugen an der Ordination teil. Die 14 offiziellen Zeugen waren Tibeter, Vietnamesen, Koreaner, Shri Lankesen und Thailänder, darunter auch ein Roshi. Darüber hinaus waren noch weitere Ordinierte der verschiedenen Traditionen eingeladen, die ebenfalls an der Zeremonie teilnahmen.

Es kamen auch Gäste, die bei einer der früheren Ordinationen des IBMC Gelübde erhalten hatten sowie Vertreter von asiatischen Gruppen, um dem Ereignis beizuwohnen. Freunde und Familienangehörige wurden als Gäste eingeladen und nahmen an den anschließenden Feierlichkeiten teil.

Der erste Teil der Ordination war nicht öffentlich und fand im Zendo statt. Der Sprecher der Kandidatinnen war Rev. Vajra, ein Dharma-Lehrer des IBMC, der allen bereits durch seine Vorträge bekannt war.

Die öffentliche Zeremonie begann damit, dass die MeisterInnen vom Thien-An Haus die Straße überquerten und zum Zendo gingen, wo die nicht-öffentliche Zeremonie durchgeführt wurde. Sie wurden von Paula Blowing geleitet, die das Muschelhorn blies und die buddhistische Fahne hielt. Nachdem alle Platz genommen hatten, kamen die Kandidatinnen, die die Ordination erhalten sollten, in buddhistischer Reihenfolge von der Ananda-Halle, wobei sie von Rev. Vajra Karuna geleitet wurden. Nachdem alle im Zendo versammelt waren, wurden die Ordinations-MeisterInnen formell eingeladen, die Ordinations-Zeremonie durchzuführen. Dann wurden die Fragen der Vinaya-Meister beantwortet, um sicher zu stellen, dass die Kandidatinnen geeignet sind und dass alle Requisiten für die Ordination vorhanden sind.

Als die MeisterInnen und die Kandidatinnen geordnet vom Zendo zur Ananda Halle gingen, streuten die Gäste Rosenblätter über sie und es wurde 100 weiße Tauben freigelassen, die über die Ananda-Halle flogen und dann heimwärts zogen.

Die eigentliche Ordination fand in der Ananda-Halle statt. Hier nahmen die Kandidaten und Kandidatinnen ihre verschiedenen Gelübde. Zunächst wurde die Ordination der Zen-Novizen und -Priester vollzogen, sowie die Ordination von einer Anagarika (volle Laiengelübde), vier Atthangashila-AnwärterInnen (mit acht Gelübden) und einer Sramanerika (Noviz-Nonne). Dann erhielten die 20 Nonnen der verschiedenen Traditionen die volle Bhikshuni-Ordination mit den 348 Gelübde der Dharmagupta-Übertragung. Davon kamen drei aus der vietnamesischen Tradition, eine aus der koreanischen, eine aus dem Theravada und die weiteren aus verschiedenen tibetischen Traditionen (hauptsächlich Kagyü und Gelug).

Die Bhikshunis wiederholten die Rezitation in Pali, da nur diejenigen die Einzelheiten der Gelübde kennen dürfen, die sie nehmen bzw. genommen haben. So konnten die Gäste, Freunde und Familienmitglieder der Kandidaten bei der Zeremonie in der Ananda-Halle anwesend blieben. Anschließend wurden die Roben und Kesas (ein Umhang der Zen-Tradition) verteilt, sowie Rakusus (entsprechende Stoffteile aus Flicken, die um den Hals getragen werden) für Novizen, die die acht Gelübde genommen haben. Die Sramanerikas und die voll-Ordinierten Nonnen erhielten die ihnen entsprechenden vollständigen Kleidungsstücke,  eine Bettelschale, ein Wassersieb, einen Rasierer zum Schneiden der Haare sowie Nadel und Faden. Die Kleidungsstücke bestanden insbesondere aus einem Rock (Skr. Antarvarsa, tib. Shamtab, wobei sich die der Sramanerikas von denen der Bhikshunis durch eine unterschiedliche Anzahl der Stoffteile unterscheiden), dem ersten (Skr. Uttarasangh, tib. Tschögu, für Sramanerikas) oder dem zweiten gelben Tuch (Skrt. Samgati, tib. Namdschar, für Bhikshunis), sowie einer Weste (tib. Dhönka) und einem Sitztuch (tib. Dingwa).

Die Zeremonie dauerte etwa 2 1/2 Stunden. Nach der Zeremonie begannen die Theravada-Mönche damit, Segensgebete in Pali zu rezitieren, während alle Anwesenden ein geheimes weißes Band hielten, dass vom Buddha ausging. Zusätzlich dazu ging ein goldenes Band vom Buddha zu Ven. Karuna und den anderen weiblichen Ordinations-Meisterinnen und von diesen zu allen Bhikshunis. Dies symbolisierte, dass die Bhikshunis die Ordination von der vietnamesischen Meisterin (Ven. Karuna) erhalten haben, die von den Ordinierten weitergeführt werden soll. Zum Abschluss rezitierten die neu Ordinierten ein Langlebensgebet mit dem Titel: „Die Mutter der Vier Grenzenlosen“ für Ven. Karuna Dharma, um ihr auf diese Weise etwas von der Dankbarkeit auszudrücken, die alle für ihre Bemühungen und ihren persönlichen Einsatz empfanden.

Schließlich war die Ordination beendet und alle verbeugten sich respektvoll, als die Ordinations-Meister und -Meisterinnen den Raum verließen. Anschließend wurden noch Geschenke an die Meister und Meisterinnen verteilt und auch die neu Ordinierten tauschten untereinander Geschenke aus und erhielten bei den anschließenden Feierlichkeiten Gratulationen von den anwesenden Gästen. Nach der Ordination wurde ein aufwändiges vegetarisches Essen bereit gestellt. Die Musik wurde von einer Jazzband, Bay 6 mit Reginald Varando und Ollie Elcer dargebracht. Taira, eine Bewohnerin des IBMC, sang einige Lieder als Darbringung an alle neu Ordinierten.

Am Abend führte Ven. Karuna Dharma noch eine Zeremonie zum Nehmen der Bodhisattva-Gelübde durch. Dabei wurden bei zehn Frauen und einem Mann auf ihren Köpfen Räucherstäbchen verbrannt. Diese Meditation über das Leiden in Samsara symbolisiert ihre Gelübde, endlos anderen zu helfen, vollkommen Erleuchtung zu erlangen und solange wiedergeboren zu werden, bis alle Wesen die Befreiung erreicht haben. Ein entsprechender Text zu den einzelnen Gelübden wurde ebenfalls während des vorbereitenden Trainings besprochen.

Ehrung der Übertragung

Alle Teilnehmerinnen sind außerordentlich dankbar, dass sie an dieser Ordination teilnehmen konnten und die vorbereitenden Unterweisungen in westlicher Sprache erhalten haben. Ihre Dankbarkeit gilt insbesondere Dr. Karuna Dharma, die sich bereit erklärt hatte, trotz ihrer gesundheitlichen Einschränkungen noch einmal diese Möglichkeit zur Ordination anzubieten, sowie Ven. Rev. Chitta Karuna, die die vielfältigen Vorbereitungen zur Durchführung dieses Ereignisses durchgeführt hat, nachdem sie immer wieder um die Große Ordination im IBMC gebeten hatte.

Die Nonnen der tibetischen Traditionen entschlossen sich in Anerkennung für die Freundlichkeit der Ehrenwerten Präzeptorin Karuna Dharma, den Namen Karuna anzunehmen, indem sie diesen zu ihrem bisherigen Namen ergänzten. Ursprünglich sollten sie weiterhin den Namen entsprechend ihrer Tradition behalten. Da dieses Ereignis aber für sie so eine tiefe Bedeutung hatte, baten sie durch das Ritual einer Mandala-Opferung Ven. Karuna Dharma darum, ihnen allen ihren Namen zu verleihen, woraufhin sich auch die anderen Ordinierten diesem Gesuch anschlossen. So erlaubte sie allen, ihren Namen anzunehmen.

Außerdem wollen sie die tibetische Weste (Dhönka) mit einem goldenen Band (gelbe Kordel) ergänzen, dass um den Ärmelaufsatz eingesetzt wird. Dieses wurde nur für die Robe der Bhikshunis gegeben, die an diesem Tag die volle Ordination erhalten hatten. Die Weste hat zur Zeit ein blaues Band (Kordel) am Ärmelaufsatz, welches zu der Zeit eingeführt wurde, als die chinesische Linie dazu beitrug, dass der monastische Orden in Tibet weiter bestehen konnte bzw. wieder eingeführt wurde, da es nicht mehr genügend Mönche in Tibet gab, um eine solche Ordination durchzuführen (9. Jahrhundert unter König Lang Dharma). Durch die Beteiligung von zwei Mönchen der chinesischen Linie konnte der Orden jedcoh wieder belebt werden, woran jeweils ein Band auf jeder Seite der Weste erinnern soll.

Da es in Tibet nie eine Bhikshuni-Linie gab bzw. diese schon in Indien ausgestorben war, sollte eine neue Übertragung und der Beginn, die Ordination in die tibetische Tradition einzuführen, ebenfalls gekennzeichnet werden. Es wurden Anfragen in bezug auf die Änderung der Weste an einige wichtige Stellen der tibetischer Traditionen gerichtet, die im Laufe der Zeit erst endgültig entschieden werden kann. Neben verständlicher Zurückhaltung gegenüber dieser ungewöhnlichen Anfrage gab es aber auch positive Reaktionen.

Wenn die Bhikshunis anfangen, ihre eigenen Schülerinnen (in der eigenen Tradition) zu ordinieren, kann diese Linie weitergegeben werden und damit fortfahren, die Zeit der Geschichte ohne die Möglichkeit einer Bhikshuni-Ordination zu beenden. Auf diese Weise kann wieder eine Linie aufgebaut werden. Mit diesen Gedanken entschlossen sich die Nonnen, die Ordinationslinie zu würdigen, die ihnen gegeben wurde, indem sie das Band hinzufügten und den Namen ihrer Lehrerin annahmen.

Abschluss

Der 11. Dezember 2004 war für viele ein besonderer Tag, den sie niemals vergessen werden. Viele der Nonnen waren zeitweise so bewegt, dass sie nur noch mit leiser Stimme an den Rezitationen teilnehmen konnten. Auf einmal ging alles sehr schnell und nun erhielten sie nach allen Bedenken und Vorbereitungen tatsächlich diese kostbare Übertragung, nach der sie sich so lange gesehnt hatten und die doch immer wieder unerreichbar schien.

Für die Nonnen war es ermutigend und inspirierend, mit einer Anzahl anderer westlicher Nonnen zusammen zu treffen, die ihren Weg ernsthaft gehen. Sie konnten hier einige Zeit zusammen verbringen, um einen wichtigen Abschnitt ihrer Entwicklung miteinander zu teilen, bevor sie sich wieder über die ganze Welt verteilen.

In ihrem Zusammenleben während des Trainings konnten sie auch erleben, welche Bedeutung und Unterstützung eine Gemeinschaft haben kann. Die meisten von ihnen hatten sich allein auf ihren Weg gemacht, Retreats durchgeführt oder seit einigen Jahre in Zentren oder bei anderen Dharma-Aktivitäten mitgearbeitet. So haben sie nach und nach ihre Studien und ihre Praxis weiter entwickelt. Diese gemeinsame Zeit war daher sehr außergewöhnlich und hat viele Eindrücke und Anregungen hinterlassen, die für ihre Zukunft von Bedeutung sind. Spätestens hier konnten sie auch die Bedeutung des Klosterlebens erkennen, durch das eine kontinuierliche Schulung in vielfältigen Aufgaben möglich ist.

Das Aufnehmen der Gelübde soll die Entwicklung des Sangha fördern und seine Aufgabe unterstützen, die Lehre des Buddha nicht nur zu studieren und in der eigenen Praxis anzuwenden, sondern sie auch für weitere Generationen zu erhalten und an andere weiter zu geben. Dies ist in der heutigen Zeit eine große Aufgabe, da die buddhistischen Lehren mit vielen Kulturen in Verbindung kommen, in zahlreiche Sprachen übersetzt und an die nächsten Generationen weitergegeben werden müssen. Dazu werden viele hingebungsvolle Lehrer und Schüler, Laien wie Ordinierte, die ihr Leben dem Dharma widmen und sich entsprechende Kenntnisse und Qualifikationen aneignen, benötigt. Dabei scheint es in einem westlichen Land besonders wichtig, dass sich auch Frauen angemessen an dieser Aufgabe beteiligen können.

Die Ordinierten denken natürlich auch darüber nach, ob und wie in westlichen Ländern neben den zahlreichen Zentren und Plätzen für die Praktizierenden auch Einrichtungen für Mönche und Nonnen etabliert werden können, damit sich der monastische Orden auch hier weitereentwickelt und für andere einen Nutzen hat. Auch, wenn dies vielleicht noch sehr weit entfernt erscheint, so sind doch schon einige Schritte in diese Richtung zu erkennen.

Bisher haben nur wenige der Ordinierten nach ihrer Rückkehr die Möglichkeit, in einem Kloster zu leben, wie z.B. eine Nonne, die in Gampo Abbey in Canada mit anderen Ordinierten zusammen lebt. Andere werden durch ihre Verbindung mit einem Zentrum oder Lehrer unterstützt, gehen wieder in ein Retreat oder in andere, vorzugsweise asiatische Länder, um sich dort zumindest zeitweise ihren Studien und ihrer Praxis widmen zu können. Viele gehen aber auch noch zeitweise einem Beruf nach, um die notwendigen Mittel für ihren Lebensunterhalt zu erhalten, während sie in ihrer Freizeit Dharma-Aktivitäten durchführen.

Insgesamt haben alle große Anstrengungen unternommen, um ihren Weg zu finden und mit dieser Ordination einen wichtigen Schritt ihrer Entwicklung zu markieren. Es bleibt zu hoffen, dass ihre Entschlossenheit nicht nachlässt und sie ihrer Zielsetzung nun gestärkt und ermutigt folgen.
Die meisten Bhikshunis sind wohl mit dem Vorsatz zurückgekehrt, neben ihren bisherigen Aufgaben den Vinaya zu studieren und anzuwenden, so gut es möglich ist. Durch ihr eigenes Leben können sie dazu beizutragen, den Bhikshuni-Orden zu erhalten und andere inspirieren und unterstützen, diesen kostbaren Weg zu gehen. Um ihn darüber hinaus in die tibetische Überlieferung zu integrieren, ist es auch wichtig, dass tibetische Nonnen diesen Schritt mitgehen und einige Traditionen sind bereits dabei, Nonnen aus ihren Klöstern entsprechend vorzubereiten.

Mögen die Bemühungen der Töchter des Buddha (Sakyadhita) dazu beitragen, dass die Lehren des Buddha lange erhalten bleiben, sich entfalten und dadurch viele Menschen Wege finden, Glück zu erlangen und sich vom Leiden zu befreien.

Worte zu meiner eigenen Ordination

Ich selbst habe die Information über die Ordination von Khenmo Nyima Dölma erhalten, die die Bhikshuni-Ordination im Nov. 2002 in Taiwan erhalten hatte und vorhat, einen Platz für Ordinierte in den Staaten (Vermont) einzurichten. Sie hat viele Sramanerikas über das Angebot des IBMC informiert, so dass insgesamt fünf Nonnen aus der Drikung-Tradition die volle Ordination erhalten konnten. Wir sind also auch Khenmo Dölma für ihre Inspiration und Vermittlung dankbar und begleiten ihr Projekt mit der Hoffnung auf gutes Gelingen.

Unser Anliegen wurde von S.H. Drikung Kyabgön Chetsang und anderen Lehrern der Drikung-Linie unterstützt, von denen wir die entsprechenden Dokumente und Erklärungen zur Aufnahme für die Ordination erhalten haben. Die Nonnen des Drikung-Klosters Samtenling, die 2004 Europa besuchten, hatten schon Maß genommen und nähten Teile der neuen Robe für mich. Die amerikanischen Nonnen hatten währenddessen einige Sachen aus Delhi erhalten. Von ihnen wurde dann auch Ven. Drupon Tinley Nagpo vom Drikung Zentrum in Frederick kurzfristig nach Los Angeles eingeladen. Ein anderer tibetischer Lehrer, der gerade in L.A. Unterweisungen gab, konnte ebenfalls teilnehmen, so dass bei dieser Zeremonie zwei tibetische Lehrer anwesend waren. Ich danke all unseren Lehrern für ihre Unterstützung und ihren Segen, dass wir diesen Weg gehen können.

Ich möchte diese Mitteilung auch zum Anlass nehmen, mich bei allen Mitgliedern und Förderern des Buddhistischen Zentrums in Aachen für ihre materielle und ideelle Unterstützung zum Erhalt des Zentrum sowie ihre Mitarbeit zu bedanken. Dadurch ist es möglich, die Lehren des Buddha kennen zu lernen, zu bewahren und zum Wohle der Wesen wirken zu können. Außerdem bietet das Zentrum inzwischen zwei Ordinierten die Möglichkeit, sich dem Dharma und den Zentrums-Aktivitäten zu widmen. Dies ist sehr selten und kostbar, sowohl für die Ordinierten als auch für die Mitglieder und die Besucher des Zentrums. So hoffen wir, dass unsere Dharma-Aktivitäten auch weiterhin für andere von Nutzen sind und sich die Dharma-Zentren und die persönliche Praxis gut entwickeln.

Eure

Bhikshuni Tändsin Tschödrön Karuna
(Tenzin Choedroen Karuna; Elke Tobias)

Aus Rundbrief 2/2005

Dieser Bericht wurde aus Artikeln des IBMC zusammengestellt.

NACHTRAG: Ven. Karuna Dharma starb am 22. Febr. 2014 im Alter von 74 Jahren.

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