Botschaft zum Vesakh-Fest 2021 aus dem Vatikan

Buddhisten und Christen: Eine Kultur der Fürsorge und Solidarität fördern

Schreiben vom Päpstlichen Rat für den Interreligiösen Dialog

 

Liebe buddhistische Freunde,

Im Namen des Päpstlichen Rates für den Interreligiösen Dialog schreibe ich Ihnen anlässlich des Vesakh-Festes, um Ihnen meine herzlichen Grüße zu übermitteln. Es ist mein Gebet, dass dieses jährliche Fest der Geburt, der Erleuchtung und des Vergehens von Gautama Buddha Freude, Gelassenheit und Hoffnung in die Herzen der Buddhisten auf der ganzen Welt bringen möge.

Die gegenwärtige Weltlage, die auf tragische Weise durch die COVID-19-Pandemie gekennzeichnet ist, fordert die Anhänger aller Religionen heraus, auf neue Weise im Dienst der menschlichen Gemeinschaft zusammenzuarbeiten. In seiner Enzyklika Fratelli tutti, die am 3. Oktober 2020 in Assisi unterzeichnet wurde, hat Papst Franziskus die Dringlichkeit einer universalen Solidarität bekräftigt, die es der Menschheit erlaubt, gemeinsam die schwierigen Krisen zu überwinden, die sie bedrohen, denn „niemand wird allein gerettet“ (Papst Franziskus, Fratelli tutti, 32).

Die Vesakh-Grüße, deren 25. Jahrestag wir im letzten Jahr gefeiert haben, haben viele der gemeinsamen Werte und die Weisheit hervorgehoben, die die Zusammenarbeit unterstützt, die wir pflegen, besonders wenn es darum geht, so schwere Zeiten wie die gegenwärtige zu bewältigen. Das durch die COVID-19-Pandemie verursachte Leid hat uns unsere gemeinsame Verwundbarkeit und gegenseitige Abhängigkeit bewusst gemacht. Wir sind aufgerufen, die in unseren jeweiligen religiösen Traditionen verankerte Solidarität zu entdecken und zu praktizieren. Wie Papst Franziskus sagt, „zeugen uralte Geschichten voller Symbolik von einer Überzeugung, die wir heute teilen, dass alles miteinander verbunden ist und dass echte Sorge für unser eigenes Leben und unsere Beziehung zur Natur untrennbar mit Brüderlichkeit, Gerechtigkeit und Treue zu den anderen verbunden ist.“ (Papst Franziskus, Botschaft zum Weltfriedenstag, 1. Januar 2021).

Die buddhistische Lehre über die Brahma Viharas (Vier himmlische Verweilzustände oder Tugenden) bietet uns eine zeitlose Botschaft der Solidarität und aktiven Fürsorge. Indem sie über Metta (liebende Güte) spricht, ermahnt sie die Anhänger, grenzenlose Liebe auf alle auszudehnen. „Wie eine Mutter sogar mit ihrem Leben ihr einziges Kind beschützt, so soll man unermessliche liebende Güte gegenüber allen Lebewesen kultivieren“ (Metta Sutta). Wie der Buddha lehrte, werden die Praktizierenden gleichermaßen ermutigt, „sich zu beeilen, gute Taten zu vollbringen; man sollte seinen Geist vom Bösen zurückhalten; denn der Geist eines Menschen, der langsam ist, Gutes zu tun, neigt dazu, Freude am Bösen zu haben“ (Dhammapada, 116)[1].

Möge diese dramatische Situation der COVID-19-Pandemie unsere Bande der Freundschaft stärken und uns weiter im Dienst an der Menschheitsfamilie vereinen, indem wir „eine Kultur des Dialogs als Weg; der gegenseitigen Zusammenarbeit als Verhaltenskodex; des gegenseitigen Verständnisses als Methode und Maßstab“ (Papst Franziskus, Fratelli tutti, 285) annehmen.

Liebe buddhistische Freunde, dies sind die Gedanken, die ich in diesem Jahr mit Ihnen teilen möchte. Lassen Sie uns mit Hoffnung und Gelassenheit in die Zukunft blicken.
Ein frohes Fest!

Miguel Angel Card. Ayuso Guixot, MCC (President)
Msgr. Kodithuwakku K. Indunil J. (Secretary)

[1] Anmerkung der Rundbrief-Redaktion: Siehe dazu auch:
Dhammapada – die Weisheitslehren des Buddha, Munish B. Schiekel, Herder, 1998: „Beeile dich Gutes zu tun, Und halte deinen Geist vom Bösen fern, Wenn du darin zögerst, Wird sich dein Geist am Bösen erfreuen.“