Buddhistische Nonnen und ihre Umwelt
Wir Buddhisten beten für die Entwicklung von Mitgefühl und Weisheit. Wir beten ebenso dafür, dass alle fühlenden Wesen Glück erleben und kein Leiden.
Im Jahr 2005, reiste ich zum heiligen Berg mit dem Namen Chinbu in Samye, Tibet. Mich begleiteten mein Cousin und drei junge Studenten, die zum Beten den heiligen Berg besuchen wollten, bevor sie nach China weiterreisten, um eine bessere Ausbildung zu erhalten. Es ist ein schöner Berg, gespickt mit Höhlen, winzigen Tempeln und Stupas. Vögel flogen dort durch die Lüfte und Fasane warteten darauf, von uns gefüttert zu werden; Besucher, die den Berg bestiegen, störten die Vögel nicht und fütterten sie oft mit Reis, Korn oder Brotstücken. Weiße Wolken glitten durch den klaren, blauen Himmel. Es gab Sträucher, Büsche mit Beeren und Blumen. Ich sah hinab auf die Ebene und eine weiche Brise blies durch mein Gesicht. Die Luft war frisch und rein.
Leider gab es auch leere Tetra Paks, weggeworfene Getränkedosen, Plastiktüten und Verpackungen aller Art, die hier, auf diesem landschaftlich schönen Berg, verteilt lagen. Tausende von Pilgern kletterten die Stufen auf und ab, doch keiner von ihnen machte sich die Mühe, den Müll aufzusammeln und ihn richtig zu entsorgen. Tief in ihre Gebete versunken bemerken die Leute nicht, wie dieser Abfall unsere Welt angreift und Berge vermüllt. Wir beten „Möge das Universum erfüllt sein von Räucherwerk, Bäumen, Blumen und wertvollen Juwelen“ und wir bieten dies den Zufluchtsobjekten an, jedoch wird unser Universum jetzt gefüllt von leeren Flaschen, dreckigen Plastiktaschen und Müll. Wir sollten diesen Abfall loswerden und stattdessen die Erde mit Bäumen, Blumen und Räucherwerk erfüllen und unsere Natur bewahren, einschließlich der wunderbaren Vögel und Tiere.
Damals, in den abgelegenen Regionen, hatten wir all diese Dinge nicht, die jetzt für uns produziert werden. Diese Konsumkultur ist überwältigend für die Welt. Pilger in den hohen Himalaya-Bergen und in den tiefen Wäldern verstehen nicht, wie gefährlich diese Vermüllung für unseren Planeten ist.
Ich sehe Müllberge hier und da in dem Dorf, in dem ich lebe. Kühe essen die Plastiktaschen und sterben dann an Magenkrankheiten. Fliegen sammeln sich auf den Müllhaufen und wir leiden unter Übelkeit und anderen Erkrankungen.
Der Verkehr spielt eine große Rolle, da jeder ein eigenes Transportmittel braucht, denn die Leute mögen die öffentlichen Verkehrsmittel nicht. Wie viel Benzin könnten wir sparen und wie viel weniger Gifte wäre in der Luft mit weniger Autos und Motorrädern auf den Straßen?
Die Nonnen des Drikung Kagyu Samtenling Klosters haben sechs Workshops besucht, die durch die Schweisfurth Stiftung aus München, Deutschland, unterstützt wurden. Bei diesen jährlichen Veranstaltungen gab es viele Diskussionen bezüglich der Umwelt im allgemeinen, sowie zu der Frage, was wir selbst im Rahmen unserer eigenen Möglichkeiten tun können.
In unserem Kloster trennen wir jetzt alte Zeitungen, leere Flaschen, Dosen, alte Kleidung und Schuhe und verkaufen sie erneut an Leute, die kommen, um diese Dinge zu sammeln. Diese Leute leben davon, Abfälle für Wiederverwertungsprojekte zu sammeln. Das übriggebliebene Essen wird streunenden, hungernden Katzen, Hunden, Rindern, Kühen und Vögeln, die zum Kloster kommen, gegeben. Wir haben viele Bäume und Blumen gepflanzt und der Ort ist wunderschön und erholsam für die Seele.
Den Nonnen wird aufgetragen, so wenig Wasser und Strom wie möglich zu nutzen, da wir diese Energien für andere sparen müssen – Wasser ist knapp und jeder einzelne Tropfen muss gesammelt werden.
Das Verhalten und die Gewohnheiten der Leute zu ändern und sie zu disziplinieren ist schwierig. Wir müssen ihnen die Probleme häufig langsam erklären. Zudem müssen wir die Probleme immer wieder aufbringen, darüber reden, Artikel über die Umwelt an unseren schwarzen Brettern veröffentlichen und die Leute dazu bringen, zu uns zu kommen und die Themen mit uns zu besprechen.
Unsere Nonnen beten für das Wohl aller fühlenden Wesen. Ein großer Teil dieses Gebets beinhaltet alles zu tun, was für unsere Erde notwendig ist.
Denkt bei allem, was ihr benutzt daran, es in der Menge zu REDUZIEREN, WIEDERZUVERWENDEN und zu RECYCLEN. Denkt auch daran, unsere Umwelt sauber und rein zu halten zum Wohle von uns selbst und allen anderen.
DENKE GLOBAL – HANDLE LOKAL.
Namgyal L. Taklha
Eine Nonne werden
Mein Name ist Konchok Chodon. Ich komme aus Tso Pema in Himachal Pradesh und bin 21 Jahre alt. Ich bin Nonne geworden als ich 16 Jahre alt war. Ich habe einen jüngeren Bruder, der jetzt 14 Jahre alt und Mönch ist. Mein Vater starb nach einem Unfall, aber meine Mutter lebt noch in Tso Pema.
Nach dem Tod meines Vaters kümmerte sie sich unter großer Anstrengung und viel Leid um mich und meinen Bruder. Ich fühlte mich sehr traurig und sah all das Leid in unserem Leben. Dann wurde mir bewusst, dass alle menschlichen Wesen dieses Leid verspüren und ich entschied mich, eine Nonne zu werden. Als ich dies meiner Mutter erklärte, akzeptierte sie es und ich freute mich sehr darüber.
Im Jahr 2008 reiste ich nach Dehradun und trat dem Drikung Samtenling Kloster bei. Dort begann ich ein neues Leben mit meinen Nonnen-Freundinnen. Die ersten Jahre besuchten wir zusammen die Klassen, wir lernten die tibetische Sprache und Dharma und machten jeden Morgen und Abend Pujas. 2010 trat ich dem Kagyu College bei, besuchte die Vorbereitungsklassen und wir studierten die Dharma-Texte sowie die tibetische Grammatik, Englisch und Debatten.
Jedes Jahr haben wir verschiedene Dharma-Texte zu lernen. In unserem College gibt es neun Klassen. Momentan bin ich in der dritten Klasse und wir lernen das Madhyamakavatara von Chandrakiti.
Jedes Jahr werden wir geprüft, bestehend aus zwei Prüfungen pro Jahr, eine in der Mitte des Schuljahres, normalerweise im Dezember, und eine zweite im Mai, kurz vor unseren Sommerferien. Unsere Prüfungen werden zusammen mit den Mönchen abgehalten.
Heutzutage haben wir jeden Sonntag einen Malkurs. Wir malen sehr viele Bilder und Karten, die wir bei verschiedenen Gelegenheiten verkaufen.
Wenn ich meine Studien hier im Kloster beendet habe, möchte ich die Thangka-Maltechnik lernen und eine gute Englisch-Übersetzerin für das Kloster sein.
Konchok Chodon (Asha)
Ausbildung
Bildung ist die wertvollste Sache der Welt, doch ist es schwierig, sie zu erhalten. Bildung ist wie der Schmuck eines schönen Mädchens. Andere werden beginnen uns zu respektieren, wenn wir gebildet sind. Es gibt uns die Ausstrahlung, menschlich zu sein. Es ist wie der Reichtum einer reichen Person. Es ist ein Gehstock im hohen Alter. Es ist alles. Ohne Bildung gibt es keinen Weg unsere Zukunft zu verbessern.
Das 21. Jahrhundert wird das Jahrhundert der Bildung und des Wissens genannt. Wo immer wir hingehen, können wir unsere Bildung gebrauchen. Selbst wenn wir in ein Restaurant oder auf die Toilette gehen, wenn wir nicht lesen können, können wir Fehler machen, wie z.B. etwas Falsches zu bestellen oder auf die Männertoilette zu gehen.
Bildung dreht sich nicht nur um Lesen oder Schreiben. Es geht um unsere Einstellung zu allem Leben. Deswegen gibt es in der Bildung so viele verschiedene Dinge für so viele verschiedene Menschen. So viele Dinge hängen von Bildung ab. Niemand kann dich deiner Bildung berauben, genau so wenig wie du um Bildung betteln kannst. Was Bildung braucht, ist eine Menge Zeit und Energie. Sie verlangt harte Arbeit. Wenn deine Zeit, Energie und Arbeit nach ein paar Jahren Früchte trägt, wirst du ein Segen für die Gesellschaft sein. Sie wird dein Leben reichhaltiger, glücklicher und zufriedener machen. Deswegen, lass dich bilden, bilde dich selbst und lass dein Leben etwas wert sein. Nun, verschwende keine Zeit und lass uns lernen.
Zuletzt, lies mehr, denn nichts gibt dir das Vergnügen, das ein Buch bietet. Stärke deine Zielsetzung und habe einen eisernen Willen.
Kunsang Dolma A
Unterstützung
Gegenwärtig befinden sich 65 Nonnen im Nonnenkloster Samtenling. Sollten wir weitere Förderer finden, würden das Kloster gerne neue Nonnen aufnehmen. Es gibt insgesamt Räume für 82 Nonnen. Sponsoren sind notwendig, um die Ausbildung von jungen Nonnen zu ermöglichen. Viele kommen aus Lebenssituationen, in denen sie keine Möglichkeit einer guten Ausbildung haben. Das Nonnenkloster zu besuchen ist für sie eine wundervolle Chance, Bildung und Erfahrung zu sammeln, sowie die Möglichkeit zu erhalten, vielen fühlenden Wesen durch ihre Dharma-Übungen zu helfen. Die Altersspanne der Nonnen liegt bei 16 Jahren bis 28 Jahren.
Wir suchen daher nach Paten oder Sponsoren, die eine Nonne oder das Kloster allgemein unterstützen. Mit einem Betrag zwischen 30-40 € kann der Lebensunterhalt und die Ausbildung einer Nonne für einen Monat abgedeckt werden. Wer auch immer durch eine Spende, einen monatlichen Beitrag oder eine Patenschaft mithelfen kann, jungen Nonnen einen gute Dharma-Ausbildung zu ermöglichen, möge sich bitte bei uns melden.
Übersetzung der Beiträge des Nonnenklosters von Johannes Kochs