Ladakh – Höher, langsamer, weiter

Knapp zwei Jahre nach der ursprünglichen Schnapsidee war aus dieser endlich Realität geworden: In einer beschaulichen Gruppe brachen wir – Christian, Mascha, Cleo und Caro – in ein dreiwöchiges Ladakh-Abenteuer auf…

Nachdem wir uns die Flugzeit mit qualitativ hochwertigen Filmen vertrieben hatten, trafen wir erschöpft in der feuchten Hitze Delhis ein. Eigentlich wollten wir alle möglichst schnell ins Bett fallen, aber es gestaltete sich doch schwierig, einen seriösen Taxifahrer zu finden. Nach einigen Diskussionen und vielen Schweißperlen machten wir uns endlich auf den Weg zu Dölma und ihrer Familie, langjährige Freunde von Christian, welche uns für eine kurze Nacht beherbergten. Nach wenigen Stunden Schlaf, in denen Hitze und Ventilatorengeräusche uns plagten, und einem wunderbaren Frühstück bei unseren Gastgeber, nahmen wir unseren Flug nach Srinagar.

image001  Froh, der Hitze Delhis entkommen zu sein, bezogen wir unser Quartier in einem Hotel mit wunderbaren Ausblick auf den Fuß des Himalaya.

In den folgenden Tagen unternahmen wir spannende Ausflüge zu einem bekannten Hindu-Tempel, den Mogulgärten, einer Moschee, der Altstadt und einer Ausgrabungsstelle eines antiken Tempels. Wir waren etwas überrascht, wie die Opferungspraxis im Hindu-Tempel vonstattenging: Vor dem Tempel konnte man Opfer kaufen, nach deren Opferung man gesegnet wurde und schnell wieder nach Hause ging. Das hatten wir uns doch zeremonieller vorgestellt. Für unsere letzte Nacht in Srinagar zogen wir dann in eines der auf dem schönen See gelegenen Hausboote um und ließen uns auf einer Bootstour die Umgebung zeigen. Dies war eine gute Beschäftigung für den Freitag, da uns aufgrund von Demonstrationen rund um die Moschee geraten wurde, an diesem Tag Menschenansammlungen und die Innenstadt lieber zu meiden.

image002Am nächsten Tag begann dann die Reise nach Ladakh. Diese wird uns allen wohl gut im Gedächtnis bleiben. Wir hatten zwar einen recht umsichtigen Fahrer, dennoch ist diese nur etwa 300 km lange, aber knapp 10 Stunden dauernde Fahrt nichts für schwache Nerven. Über enge Serpentinen schlängelt sich die schlecht befestigte Straße in die Höhen des Himalaya hinauf. Gelegentlich begegneten uns Autoleichen (survival of the fittest). Da dies der einzige Weg von Kashmir nach Ladakh ist, ist diese Straße eine der beiden Hauptversorgungsstraßen für Ladakh und wird sowohl vom Militär als auch von LKWs mit diversen Gütern permanent befahren.

image003Etwas blass, aber dennoch heil kamen wir in Lamayuru an und wurden herzlich begrüßt. Dort lebten wir in einem Meditation Center auf bequemen Matratzen mit einem luxuriösen Badezimmer (siehe Foto unten).

image004 Zwei der vier Abenteurer tranken von dem kristallklaren Quellwasser und sollten es bitter bereuen.

image005Unsere Zeit in Lamayuru verbrachten wir damit, uns die Klosteranlagen und den „Ort“ anzusehen, wobei Mimi, eine weitere Freundin von Christian, mit Rat und Tat und Klugheit zur Seite stand. Am letzten Abend wurden wir müden Reisenden festlich von einem wei­teren Freund von Christian (Christian hat viele Freunde 😉 ) bekocht und beschenkt.

image008Nach vier Tagen ging es dann weiter nach Tserkamo in das wunderschöne, neugebaute Kloster in the middle of nowhere. Dort hatten wir den Luxus eines deutschsprachigen Gastgebers, des Mönches Samten, mit dem rege diskutiert und geplaudert wurde. Durch die gute Versorgung konnten wir uns von dem ‚gesunden‘ Kristallwasser erholen.

image007Hier hatten wir die Gelegenheit, die Feierlichkeiten des Independence Day mitzuerleben, welcher mit militärischen Ehren in der Dorfschule gefeiert wurde. Samten gab uns außerdem die Möglichkeit, bei seinen Eltern zu Mittag zu essen und so das traditionelle Leben in Ladakh etwas besser kennenzulernen. Außerdem bot die Umgebung die perfekte Gelegenheit für eine Wanderung.

image009Am letzten Abend unseres Aufenthaltes lernten wir ein paar weitere Reisende kennen und kochten mit Ihnen und den Mönchen Momos (traditionelle ladakhische Teigtaschen).

image010a  Und schon ging es weiter nach Phyang, welches unserem Ziel Leh schon sehr nahe war. Dort wurden wir von zwei großen, schwarzen Fellknäulen und einem ehrwürdigen Mönch empfangen. Unsere Unterkunft war tatsächlich sehr luxuriös und verfügte über alles, was das Herz begeht, außer einem funktionierendem Türschloss, sodass in Caros und Maschas Zimmer das Fenster kurzerhand als Eingangstür dienen musste.

Von hier aus unternahmen wir einen ersten Ausflug nach Leh und entschieden uns sehr spontan dazu, auch noch eine Reise zum Pangong See zu unternehmen, welcher an China grenzt. Ein bekannter und beliebter Bollywoodfilm (Three Idiots) wurde dort gedreht, sodass er auch bei indischen Touristen ein beliebtes Ziel ist.

image011Auf dem Weg dorthin mussten wir einen fast 6000 m hohen Pass überqueren, was den Körper erneut auf eine Belastungsprobe stellte. Unterkunft fanden wir in dem etwa eine Stunde Fahrt entfernten Kloster in Sharchukul. Dort begegnete uns auf einem Spaziergang durch die wunderschöne Fluss­landschaft eine einheimische ältere Dame, die uns kurzerhand auf Tee und Kekse einlud. Kommunikation erfolgte mit Händen, Füßen und einem großen Herz.

image012Nach einer kalten Nacht unternahmen wir dann den Tagesausflug zum Pangong-See. An dem See machten wir eine schöne Wanderung, genossen den Tag mit einem Sprung in das saukalte Wasser und fuhren nach einem späten Mittagessen zurück nach Sharchukul.

Dort hatten wir abends noch die Gelegenheit, an einem Dorffest teilzunehmen und traditionelle ladakhische Tänze zu sehen. Leider war diesmal der andere Teil der Crew krankheitsbedingt unpässlich.

image019Nach einer weiteren nicht ganz so kalten Nacht besuchten wir die Mönchsschule von Sharchukul und hospitierten auch in einer Unterrichtsstunde, in der wir eine durch unseren Besuch leicht verunsicherte junge Lehrerin und viele heitere kleine Mönche antrafen, die sich nur zu gerne von uns fotografieren ließen.

image014Zurück in Leh bezogen wir ein Hostel; und drei Tage Shopping und Wellness (oder so ähnlich) begannen. Leh, die Hauptstadt von Ladakh, ist ein kleines beschauliches Städtchen, in dem Buddhisten und Muslime nicht ganz so friedlich gemeinsam leben.

image013Hier gab es neben einem interessanten alten Palast auf der Kuppe eines Hügels auch endlich wieder Kaffee. Der gesunde Part unserer Gruppe unternahm noch einen Ausflug zu einem Maskentanzfestival im Hemis Monastery. Zudem besuchten wir das ansässige Militärmuseum und aßen traditionellen tibetischen Hotpot – eine Köstlichkeit!

image015  Schon näherte sich das Ende unseres Ladakhaufenthaltes und wir flogen nach knapp drei Wochen zurück nach Delhi, wo wir die letzten zwei Tage wunderbar von Chokey, Dölmas Schwester, durch die Stadt geführt wurden und keine Wünsche offen blieben: vorbei am Gewürzmarkt, hin zum Red Ford, rein in den Sikh-Tempel und vieles mehr.

image016Alles ging über die turbulenten Straßen von Delhi, gesäumt mit Rikshas, Kühen, Schweinen, Ferraris, Tuk-Tuks, Ochsenkarren und Fahrrädern.

image018Delhi stellte damit nach dem ruhigen Ladakh fast einen kleinen Kulturschock da, den wir in unserem Zimmer im tibetischen Viertel mit Air-Condition verdauen konnten. In zwei Tagen gab es so viele Eindrücke, wie man in der kurzen Zeit nur sammeln konnte. Erschöpft aber glücklich und um viele Erfahrungen reicher traten wir drei Mädels unseren Weg zurück nach Deutschland an. Christian sollte uns auf seiner weiteren turbulenten Reise nach Dehradun und Pithoragarh natürlich schmerzlich vermissen.

Caro und Cleo