achtfache Opferung

Altar und Opferungen – Teil 3: Kurze Erklärungen zu den primären Opferungen

Die buddhistischen Texte enthalten zahlreiche Erklärungen über die Bedeutung der verschiedenen Opferungen, von denen wir hier einige Aspekte zusammengefasst haben. Sie sind der dritte Teil unseres Artikels zur Einrichtung eines Hausaltars und zum Aufstellen von Opferungen, von dem die ersten beiden Teile in unseren vorherigen Rundbriefen erschienen sind.

Opferungen

Kurze Erklärungen zur Bedeutung der achtfachen Opferung

Es gibt viele Erklärungen zur Bedeutung der Opferungen. So stehen sie z.B. in Verbindung mit den Sinneskräften, den Vollkommenheiten und den erleuchteten Qualitäten des Geistes. Sie werden den Objekten so dargeboten, wie man früher in Indien einen verehrten Gast im eigenen Haus willkommen hieß.

(1) Wasser für den Mund (Skrt.: Argham, tib. Tschöyön): Die erste Schale enthält reines Wasser zum Trinken und Ausspülen des Mundes. Diese Opferung symbolisiert die Reinheit des Geistes und das Hervorbringen aller positiven Ursachen und Bedingungen.

(2) Wasser für die Füße (Skrt. Padyam, tib. Schabsil): Die zweite Schale enthält reines Wasser zum Waschen der Füße. Nach traditioneller indischer Sitte überschreitet man eine Hausschwelle barfuss und betritt das Haus mit sauberen Füßen. Diese Opferung symbolisiert die Reinheit des Körpers, das Reinigen von Verdunkelungen und das Wegwaschen der gewöhnlichen Sichtweise.

(3) Blumen (Skrt. Puschpam, sprich: Püpe, tib. Metog): Die nächste Opferung ist die Darbringung von frischen Blumen. Dies ist ein Hinweis auf die indische Sitte, einem Gast eine Blumengirlande oder eine kleinere Girlande als Haarschmuck zu überreichen. Diese Opferung symbolisiert die Schönheit des Sehens und stellt die Augen zufrieden. Sie wird als Kopfschmuck an die Buddhas und Bodhisattvas dargebracht und bewirkt die Vollkommenheit des Gebens (Großzügigkeit) und ein offenes Herz.

 Opferungsgöttin

(4) Räucherwerk (Skrt. Dhupam, sprich: Düpe, tib. Dugpa): Die vierte Schale beinhaltet das Abbrennen von Räuchersubstanzen, um Götter und "Duftesser" (Skrt. Gandharva; tib. Drisa) anzulocken und dem Geruchsinn Freude zu bereiten. Sie symbolisiert die Schönheit des Duftes für die Nase, den alles-durchdringenden Dharma und die Vollkommenheit der ethischen Disziplin.

(5) Lichter (Skrt. Alokam, sprich: Aloke, tib. Nangsal): In der fünften Schale befindet sich eine Butterlampe oder Kerzen als Symbol für alle Lichter des Universums, wie Sonne, Mond usw.. Diese Opferung symbolisiert das Licht zur Beseitigung der Dunkelheit. Es ist das Symbol für das strahlende Licht der Weisheit und des Mitgefühls sowie für die Vollkommenheit der Geduld, der geistigen Stabilität und der Geistesklarheit, die nicht durch die Dunkelheit der Verwirrungen gestört wird.

(6) Parfümiertes Wasser (Skrt. Ghande, sprich Ghände, tib. Dritschab): Die sechste Schale dient als Gefäß für Rosenwasser oder andere duftenden Essenzen, mit denen man das Gesicht und den Oberkörper erfrischt. Diese Opferung symbolisiert die Reinigung des Körpers, die Vollkommehheit der freudigen Anstrengung und das Herz der Erleuchtung. Sie ist ein Zeichen der Hingabe.

 Opferungsgöttin

(7) Kostbare Speisen (Skrt. Newidyam, sprich Nevidje, tib. Schalse): Die siebte Schale ist angefüllt mit köstlichen Speisen, Reis, Früchten oder Süßigkeiten für die Gäste. In Tibet besteht das Speiseopfer normalerweise aus einem roten oder weißen, konischen Opferkuchen (Torma), der aus geröstetem Gerstenmehl (Tsampa), Farbstoffen und Butter hergestellt wird. Die Opferungen werden an den Mund dargebracht und sind ein Symbol der Dankbarkeit. Sie sind die Nahrung des Samadhi und die Quelle aller Siddhis und Wunderkräfte. Sie symbolisieren die Vollkommenheit der Konzentration.

(8) Kostbare Klänge, Musik (Skrt. Schapta, tib. Dranyen oder Rölmo): Traditionell gibt es noch eine achte Opferung. Dies ist ein Musikopfer und es wird dargestellt durch eine Laute oder Flöte, durch Zimbeln, eine Schneckenmuschel oder eine Handtrommel (Skrt. Damaru). Es wird manchmal zusammen mit den sieben Opferschalen symbolisch repräsentiert oder in Geist vorgestellt. Manchmal stellt man eine Handtrommel, eine Glocke oder eine kleine Schneckenmuschel auf den Altar oder in einer Schale auf. Diese Opferung symbolisiert die Vollkommenheit der Weisheit und das abhängige Entstehen und führt zum Erreichen des überweltlichen Zustandes.

Die Acht Opferungsgöttinnen

Wenn man sich in einer Meditation in Verbindung mit einer Sadhana (Ritualtext) vorstellt, dass diese Opferungen den verschiedenen Objekten dargebracht werden, visualisiert man, wie aus unserem eigenen Herzen Opferungsgöttinnen ausstrahlen, sich vervielfältigen und der Raum mit unendlich vielen kostbaren Opferungen angefüllt wird. Dabei führt man gleichzeitig mit den Händen die entsprechenden Mudras (Handgesten) aus und rezitiert ein entsprechendes Mantra (Sanskrit-Silben) zur Segnung und Darbringung der Opferungen, wie es in den Texten und Belehrungen erklärt wird. Wenn Klänge geopfert werden, können dabei verschiedene Instrumente wie Glocken, Trommeln, Zimbeln usw. entsprechend den Unterweisungen verwendet werden. Je mehr Teilnehmer zusammen kommen, umso mehr Instrumente kann man einsetzen.

Opferungsgöttin 

Wenn alle acht Schalen für ein Ritual verwendet werden, können sie auch den Acht Opfergöttinnen des Mandala entsprechen. Dabei werden die vier Göttinnen der zwischen den Haupthimmelsrichtungen liegenden Tore, die für die Darbringung von Blumen, Weihrauch, Licht und Duft zuständig sind, durch die mittleren Schalen (drei bis einschließlich sechs) symbolisiert. Die vier Göttinnen der Darbringung von Schönheit, Girlanden, Gesang und Tanz an den Ecktoren werden dargestellt durch die beiden Schalen an den jeweiligen Enden der Wasserschalenreihe. Reinigung und Segnung der Opfergaben

Nachdem die Opfergaben aufgestellt sind, werden sie durch Feuer, Wind und Wasser gereinigt und gesegnet. Zuerst kann man mit einem brennenden Räucherstäbchen über die Opferungen kreisen. Danach wird Luft über die Opferungen gefächelt. Dann taucht man einen Stängel Kusha-Gras oder die Pfauenfedern der Ritualvase (tib. Bumpa) in ein Wassergefäß und besprengt die Gaben mit Wasser. Dabei werden die Silben OM AH HUNG oder RAM YAM KAM OM AH HUNG rezitiert.

Die rote Keimsilbe RAM symbolisiert das Feuer der Weisheit, durch das die Unreinheiten der Opferungen verbrannt werden.

Die grüne Keimsilbe YAM symbolisiert die Luft (den Wind), das die Unreinheiten der Opferungen wegbläst.

Die weiße Keimsilbe KAM symbolisiert das Wasser, das die Unreinheiten wegwäscht.
Die Silbe OM symbolisiert den Körper der Buddhas. Dadurch werden die Opferungen gereinigt.

Die Silbe AH symbolisiert die Sprache der Buddhas. Dadurch werden die Opferung vervielfacht, bis sie wie ein unermesslicher Ozean sind, der das ganze Universum erfüllt.

Die Silbe HUNG symbolisiert den Geist der Buddhas und verwandelt alle Opferungen in den reinen Nektar (Skrt. Amrita) der Weisheit.

Es gibt auch andere Mantra-Silben, die in den verschiedenen Ritualen entsprechend den Texten und Unterweisungen zur Praxis angewendet und beschrieben werden.

achtfache Opferung

Möge das Darbringen von Opferungen zu einer Ursache dafür werden, allen Wesen Frieden und Glück zu bringen.

Zusammenstellung von Tändsin Tschödrön Karuna, Dez. 2005

Aus Rundbrief 3/2006