achi

Achi Chö Kyi Dölma

Gebet an Achi Chökyi Dölma

Du herrscht über die drei Existenzbereiche
und beschützt alle Wesen ohne Ausnahme;

Du schützt die Lehren der tausend Buddhas
in diesem glücklichen Kalpa

und erfüllst die Wünsche aller fühlenden Wesen
entsprechend ihrem Begehr.

Mit Deiner Kraft, unsere Wünsche zu erfüllen,
Achi Chökyi Dölma, gewähre uns jetzt
die Herrlichkeit Deines Segens.

Kurze Lebensgeschichte der Dharma-Schützerin

Achi Chökyi Dölma ist die große Dharma-Schützerin der Lehren des Buddha. Sie ist eine Emanation der Vajrayogini, die die Weisheit und die Aktivität aller Buddhas verkörpert. Sie ist die göttliche Mutter der Buddhas und manifestierte sich aus Mitleid in der Form der Dakinis der fünf Buddha-Familien. Zum Wohle der Wesen in Samsara zeigt sie sich in unendlich vielen Manifestationen zu verschiedenen Zeiten und in verschiedenen Dimensionen des Raumes.

Im Lande Uddiyana, wo das Vajrayana entstanden ist, befindet sich der göttliche Palast, in dem sich Vajrayogini in der Form der Vajra-Dakini manifestierte und sich dazu verpflichtete, die Lehren des Buddha zu schützen. Diese Verpflichtung legte sie gegenüber den fünf Familien der Weisheits-Dakinis ab.

Als später, im 8. Jahrhundert, Padmasambhava (Guru Rinpoche) nach Tibet eingeladen wurde, um die Lehren des Dharma zu verbreiten, segnete er viele Orte in Tibet und meditierte in zahlreichen Höhlen. Darunter befand sich Tidro, eine Höhle in der Gegend von Drikung, und Padmasambhava hielt sich dort sieben Jahre auf. Dies ist die längste Zeit, die er an einem Ort in Tibet verbrachte.

Während dieses Zeitraumes manifestierte sich Vajrayogini in der Form der höchsten Karma-Dakini und legte das Versprechen ab, die Lehren des Vajrayana zu schützen. Hierbei handelte es sich um die Manifestation im Jnanakaya (Weisheitskörper), durch die sie zum Wohle der kostbaren Lehren und aller fühlenden Wesen wirkte.

Aufgrund einer Prophezeihung im Chakrasambhava-Tantra heißt es, die höchste der Karma-Dakinis werde in der Gegend der Höhle Tidro in Drikung erscheinen und sie werde eine Nirmanakaya-Manifestation der Vajrayogini sein. Der Nirmanakaya (Ausstrahlungskörper) ist eine Manifestation des Form-Körpers, durch die ein erleuchtetes Wesen allen fühlenden Wesen hilft.

Um das 11. Jahrhundert lebte in Shotoe (im Gebiet von Drikung in Mitteltibet) eine Familie, die kein Kind bekommen konnte. Um doch noch ein Kind zu bekommen, unternahmen die Eheleute eine Pilgerreise nach Swayambhu in Nepal. Inbrünstig baten sie im Gebet um ein Kind, und eines Nachts hatte die Frau, Driza Darzan, einen Traum: eine strahlend helle Sonne erschien im Osten und sandte Lichtstrahlen in die zehn Richtungen. Dann löste sich die Sonne auf und ging in ihren Leib ein, von wo sie Licht ausstrahlte, das das ganze Universum erfüllte und insbesondere das Land ihrer Geburt erhellte. In der gleichen Nacht träumte ihr Mann Nanam Chowopal, daß ein Rosenkranz aus klarem weißen Licht aus dem östlichen Buddhaland hervorging und in den Körper seiner Frau eindrang. Am Morgen besprachen sie ihre Träume und er sagte: „Uns wird ein besonderer Sohn geboren, und wir sollten sehr achtgeben, bis dieses Kind geboren ist.“ Sie nahmen eine Tsog-Opferung vor, beteten intensiv um die Erfüllung ihrer Wünsche und kehrten dann in ihre Heimat in Drikung zurück.

Es kam die Zeit der Geburt, und in dem Ort Kyetragthang wurde ihnen eine außergewöhnliche Tochter geboren. Es erschienen zahlreiche glücksverheißende Zeichen und ihr Körper war von reinstem Weiß und sandte Lichtstrahlen aus. Als kleines Kind rezitierte sie bereits ständig das Tara-Mantra und im Alter von drei Jahren lehrte sie andere dieses Mantra. Sie wuchs schnell heran und war außergewöhnlich schön. Ihre Eltern starben, als sie noch sehr jung war, woraufhin sie bei ihrem Onkel blieb.

Viele wollten sie heiraten, sie lehnte jedoch alle Bewerber ab und erklärte: „Ich werde nach Kham im Ostteil Tibets gehen. Dort lebt ein großer Yogi, ein Nachkomme der vornehmen Kyura-Sippe. Diesen Yogi werde ich heiraten und unsere Söhne und Enkel und die nachfolgenden Generationen werden außergewöhnliche Personen sein, die zum Wohle aller fühlenden Wesen die Essenz der Lehren des Buddha verbreiten.“ Dann begleitete sie einen Händler und reiste nach Kham. So erreichte sie einen Ort mit dem Namen Dentod Tsongur und sagte zu ihrem Reisegefährten: „Dies ist der Ort, an dem ich bleiben muß.“ Sie verabschiedete sich und suchte den großen Heiligen Ame Tsültrim Gyatso auf, dem sie erklärte: „Ich hänge zwar nicht am weltlichen Leben, aber wenn wir eine Verbindung eingehen, dann werden zu unseren Nachkommen viele erleuchtete Wesen gehören und sie werden den Lehren des Buddha von großem Nutzen sein.“

Am Tage ihrer Heirat verfügte Ame Tsültrim Gyatso über keinerlei Besitz, mit dem man die Zeremonie hätte ausrichten können. Dölma sagte:“ Mach dir keine Sorgen, ich werde mich darum kümmern.“ Mit diesen Worten zog sie auf wunderbare Weise eine Damaru aus ihrer rechten und eine Kapala aus ihrer linken Tasche. Während sie die Damaru spielte und die Kapala in der Hand hielt, vollführte sie einen mystischen Tanz und starrte zum Himmel auf. Unverzüglich war das Haus mit den feinsten Lebensmitteln und Getränken angefüllt sowie mit den reichsten Gewändern, in die sie sich kleiden konnten, was bei allen Gästen ein großes Maß an Zufriedenheit und Vergnügen auslöste.

Sie lebten zusammen und nacheinander wurden ihnen vier Söhne geboren. Namkhe Wangchuk, Pekar Wangyal, Sönam Pal und Kathung Trushi. Diese Söhne waren außerordentlich intelligent und wurden große Gelehrte, sowohl auf der weltlichen als auch auf der spirituellen Ebene.

Zu einem späteren Zeitpunkt sagte Dölma: „Ich habe bewußt die Geburt in Samsara gewählt, um meinen Wunsch zu erfüllen, die Lehren Buddhas zu schützen und zum Wohle aller fühlenden Wesen zu wirken. Aus diesem Grunde werde ich meinen Anhängern die gewöhnlichen und die höchsten Siddhis gewähren.“ Sie führte ihre Anhänger zu einer riesigen Höhle mit dem Namen Tingring. Diese Höhle war ein sehr heiliger Ort. Sie enthielt viele kostbare Termas (verborgene Schätze) und auf den Felsen im Inneren der Höhle befanden sich viele selbstentstandene Statuen der Buddhas und Bodhisattvas, Yidams, Dakinis und Dharma-Schützer. Hier führte Dölma eine große Tsog-Opferung durch. Denjenigen, die von diesem Tsog etwas erhalten konnten, wurden die gewöhnlichen und höchsten Siddhis gewährt. Sie verfaßte einen Text mit einer Sadhana von sich selbst und versprach, sich allgemein um die Lehren des Buddha zu kümmern und den großen Wesensgehalt derjenigen Lehren des Buddha zu schützen, die in der Zukunft erscheinen werden. Dann sagte sie: „Meine Aktivitäten in diesem Körper sind beendet“ und flog auf ihrem blauen Pferd zum Buddhaland hinauf, ohne einen Körper zurückzulassen.

Von ihren vier Söhnen hatta Pekar Wangyal wiederum vier Söhne: Khenpo Dharma, Könchok Rinchen, Tsunpa Bar und Naljor Dorje. Von diesen vier wurde Naljor Dorje der Vater des großen Ratnashri Jigten Sumgön, des großen Drikungpa, der die Reinkarnation von Nagarjuna war.

Als Jigten Sumgön sich einst im Kloster Jangchub Ling in Drikung Thil aufhielt, war der Klang einer Damaru zu hören, begleitet von wunderschönen himmlischen Gesängen. Drubthob Khamba Gyagarwa, ein Schüler und großer Yogi, war dabei und fragte Jigten Sumgön nach der schönen Musik. Jigten Sumgön erklärte: „Die unvergleichlichen Klänge stammen von Achi Chökyi Dölma, meiner Großmutter, die eine Weisheits-Dakini ist.“ („Achi“ bedeutet im Tibetischen „Großmutter“.)

Da bestand Drubthob Khamba eindringlich auf seiner Bitte, eine Methode der Achi Chökyi Dölma zu praktizieren, und Jigten Sumgön verfaßte daraufhin eine Sadhana, die aus zehn Blättern Text besteht und im „Achi Pe Bum“ enthalten ist.

Im „Me-Che-Barwa-Tantra“ sagt der Buddha: „Nach zahllosen Kalpas wird sie in einem Weltsystem mit dem Namen Pema Chän zum vollkommen erleuchteten Bhagavan, Thathagata, Arhat, Samyak-Sambuddha werden und ihr Name wird Pema Dampe Pal sein.“

Dies ist die Lebensgeschichte der großen Achi Chökyi Dölma, der einzigartigen und mitleidsvollen Dharma-Schützerin, die sich zum Dienst am Buddhadharma verpflichtete und zum Wohle aller fühlenden Wesen wirkte. Sie versprach Jigten Sumgön Ratnashri, dem großen Drikungpa, die Essenz der von ihm ans Licht gebrachten und durch die Linie der Drikung Kagyü Schule weitervermittelten Lehren des Buddha zu schützen. Wegen dieses Versprechens wird jeder, der die Sadhana von Achi Chökyi Dölma mit ganzer Hingabe und Zuversicht praktiziert, von allen Arten ungünstiger Umstände und Hindernisse in diesem Leben befreit werden sowie von allen Hindernissen, die in Zusammenhang mit der Dharma-Praxis stehen. Diejenigen, die sich dieser Praxis fortwährend voller Vertrauen und Hingabe widmen, werden schließlich den vollkommen erleuchteten Zustand erreichen, die Buddhaschaft.

Diese kurze Lebensgeschichte basiert auf einem von Seiner Heiligkeit Drikung Kyabgön Chetsang Rinpoche verfassten Text und wurde anläßlich der Eröffnung des Drikung Kagü Tibetan Meditation Center in Washington im Oktober 1983 ins Englische übersetzt. Später wurde der Text von den Drikung Kagyü Zentren in Deutschland ins Deutsche übersetzt.

 

Gebet an Achi Chökyi Dölma

Von den dreiunddreissig Aufenthaltsorten der Götter unterhalb
und den vier Kontinenten und den Eisenbergen oberhalb
hast Du alles durch Deine Kraft
und die Schnelligkeit Deiner Aktivitäten gewonnen.
Du bist das Oberhaupt der zwölf Schutzgottheiten von Tibet.

Vor Dir, Achi Chökyi Dölma,
stelle ich Nektar auf und mache Opferungen.
Ich rufe Dich an, um Dich an Dein Versprechen zu erinnern,
das Dir anvertraut wurde.

Bitte, gewähre Deine Hilfe,
damit ich meine Aktivitäten und mein Streben vervollkommnen kann,
welches in Übereinstimmung mit dem Dharma ist.

Aus Rundbrief Herbst 1999